Mobilitätswende im Fuhrpark: Neue Chancen, einige Hürden

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Geht es nach dem Bundesverband Fuhrparkmanagement könnten die nächsten Jahre den Mobilitätswandel endgültig beschleunigen. Dazu benötigen Flottenbetreiber jedoch die Rückendeckung aus der Politik – und ein Leitbild für die Mobilität der Zukunft. Vor welchen Herausforderungen die Branche steht und was der Fachverband von der künftigen Regierung erwartet – hier lesen sie es.

Eine ausgewogene Balance zwischen ökologisch sowie ökonomisch ist für Unternehmen zukünftig nötig, um wettbewerbsfähig zu sein. Die Weichen dafür müssen jetzt mit einem detaillierten Plan gestellt werden. Während die Politik noch keine klare Positionierung bezieht, weiß der Bundesverband Fuhrparkmanagement (BVF), wie sich der Mobilitätswandel in Unternehmen effizient und nachhaltig gestalten lässt. 

Um die Herausforderungen der Zukunft zu schultern, setzt der Fachverband auf drei Maßnahmen: einen Masterplan für den Mobilitätswandel, die Bündelung von Verantwortlichkeiten und sinnvolle Investitionen und Fördermaßnahmen. Entscheidenden Einfluss auf die Mobilitätswende haben die Fuhrparks ohnehin: Rund 4,5 Millionen Fahrzeuge (Pkw und Kleintransporter) sollen laut Angaben des BVF als Flottenfahrzeuge in rund 1,6 Millionen Firmenfuhrparks unterwegs sein.

Chancen nutzen

Die Gestaltung der Mobilitätswende wird bisher unzureichend wahrgenommen, da „ein bundesweiter Konsens über Ziele einer Mobilitätspolitik und ein hieraus folgender Gestaltungsrahmen fehlen“, sagte der BVF. So mangele es etwa an einheitlicher Leitlinien und Gestaltungsvorgaben. Das wiederum bremst die Anlagesicherheit für Unternehmen bei Investitionen in neue Antriebsarten. 

Auf der anderen Seite sieht der Verband aber auch Lichtblicke. „Die sich abzeichnenden Chancen bieten Unternehmen viel Raum für Erneuerung und Neugestaltung von Mobilitätskonzepten.“ Bei der Organisation der Mobilitätsanforderungen müssen Handelnde jedoch viele Details berücksichtigen. Als Haupttreiber auf dem Weg zum Wandel gilt die Dekarbonisierung bis 2050, aber auch die rasende Geschwindigkeit der Digitalisierung. 

Emissionen vermeiden durch Mobilitätswende

Mobilität für alle

Neben der Unterstützung vom Bund benötigen natürlich auch die Unternehmen eine Strategie, wie der Fuhrpark der Zukunft für alle Mitarbeitenden optimal nutzbar ist. Flexible Lösungen müssen her, damit der Wandel in Richtung ökologische Alternativen in kleinen Schritten gelingt. Vorhandene und bewährte Technologien wie Erdgas (CNG) und Elektroantrieb sollten als Übergangstechnologien zum Mix im Fuhrpark dazugehören. 

Daneben haben sich konventionelle jüngere Fahrzeuge bewährt, die den neuesten Stand der Abgasnormen einhalten – und nach spätestens vier Jahren erneuert werden. Die Förderung von Plug-in-Hybriden stößt beim Verband dagegen auf Unverständnis. Sie sei nicht zielführend, da in der Praxis kein nennenswerter Nachhaltigkeitseffekt sichtbar sei. Zum benötigten Umbruch gehören ebenso Modelle wie Mobilitätsbudgets für Mitarbeitende oder Mobility as a Service (MaaS).

Unterschiedliche Tarife als eine Hürde

Eines der größten Probleme bei der Umsetzung der gewünschten Ziele ist die unzureichende Ladeinfrastruktur samt ihrer Tarife. Etwa 230 verschiedene Tarife in Deutschland bescheren den Unternehmen einen erheblichen Mehraufwand im Management ihrer Fuhrparks. Ein verbindliches Roaming-System für Ladestromtarife? Fehlanzeige. Im Moment besteht ein Wirrwarr aus Tarifen, Zahlungsmitteln und Konditionen.

 Der Verband plädiert für die „Vorgabe eines einheitlichen Zahlungsmittels, das immer an Ladestationen nutzbar sein sollte – vergleichbar mit Tankkarten großer Mineralölgesellschaften für Fuhrparks.“ Auch der Aufbau von Ladeinfrastruktur an Unternehmensstandorten sollte unterstützt und gezielt gefördert werden.

Datenrechte gehören den FahrerInnen

Datenschutz trotz Mobilitätswende

Durch die fortschreitende Digitalisierung steht auch die Sicherung der ermittelten Daten im Fokus. Der Bordcomputer speichert und sendet viele dieser sensiblen Informationen. Deshalb muss das Recht auf die eigenen Daten gewährleistet sein. 

Die Hersteller der Fahrzeuge dürfen nicht Verfügungsberechtigte über Daten der FahrzeugnutzerInnen sein. Angebotene Services von Drittanbietern zur Verbesserung der Mobilität könnten dadurch beschränkt werden.

Zuständigkeiten bündeln

Da aktuell die Kompetenzen über das Verkehrs- und Umweltministerium bis hin zum Finanz- und Wirtschaftsministerium verteilt sind, ist eine Bündelung der Zuständigkeiten für alle Mobilitätsmittel zwingend notwendig. Der Bund sei dazu aufgefordert, die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. 

„Das Bundesverkehrsministerium sollte sich zum Bundesministerium für Mobilität wandeln und (…) die zentrale Rolle einnehmen“, findet der Bundesverband Fuhrparkmanagement. „Mit klaren Zuständigkeiten im heutigen BMVI muss aber zwingend der politische Wille gegeben sein, betriebliche Mobilität und Mobilität in ihre Gesamtheit zu betrachten und diese Funktion mit den entsprechenden Entscheidungs- und Umsetzungskompetenzen und Personal auszustatten und sie nicht auf eine koordinierende Funktion zu beschränken.“

Zukunft der Flotten gestalten

Trotz vieler Kritikpunkte fordert der BVF ausdrücklich dazu auf, die Potenziale des Mobilitätswandels positiv zu sehen: „Die sich abzeichnenden Chancen bieten Unternehmen viel Raum für Erneuerung und Neugestaltung von Mobilitätskonzepten.“ Die Covid-19-Krise sei obendrein eine Chance, um „einen großen Schritt in Richtung Mobilitätswandel zu machen“, so der Verband. Jetzt sei aktives Handeln der Politik gefragt, um ein sinnvolles Leitbild für die Mobilität der Zukunft definieren. Nur eine strategisch ausgerichtete Umsetzung der Forderungen wird uns ans Ziel führen: den Mobilitätswandel für alle schnell und gut umzusetzen.

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