- Oktober 26, 2019
- Lesedauer: 4 Minuten
Die Zukunft der Fahrerassistenzsysteme (FAS) wird von neuen gesetzlichen Regelungen und technologischen Fortschritten geprägt. Seit Juli 2024 sind eine Vielzahl von Assistenzsystemen in Neuwagen verpflichtend. Wir geben eine Übersicht der Fahrerassistenzsysteme und werfen einen Blick auf die Zukunft des autonomen Fahrens.
Neue gesetzliche Vorschriften ab 2024
Mit der EU-Verordnung von 2024 werden einige Fahrerassistenzsysteme in Europa für alle Neuwagen vorgeschrieben. Die Verordnung ist Teil der EU-weiten Bemühungen, die Verkehrssicherheit zu verbessern und Unfälle zu reduzieren.
Übersicht verpflichtende Fahrerassistenzsysteme 2024
- Seit dem 7. Juli 2024 sind neue Regelungen in Kraft, die eine Reihe von Fahrerassistenzsystemen in allen neu zugelassenen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen verpflichtend machen. Diese Änderungen zielen darauf ab, die allgemeine Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen und sowohl Fahrzeuginsassen als auch ungeschützte Verkehrsteilnehmer besser zu schützen. Ein zentraler Punkt ist die Einführung selbstständiger technischer Systeme, die in den Fahrzeugen integriert sein müssen. Zu den bedeutendsten Neuerungen gehören:
- Sicherheitssysteme und Fahrerüberwachung: Es werden zahlreiche Assistenzsysteme eingeführt, die sowohl die aktive Sicherheit als auch die Überwachung des Fahrers verbessern sollen. Dazu gehört beispielsweise das Intelligent Speed Assistance (ISA)-System, das den Fahrer warnt, wenn er die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschreitet, jedoch nicht aktiv eingreift.
- Unfalldatenspeicher (Black Box): Ähnlich wie bei Flugzeugen wird ein Unfalldatenspeicher in Fahrzeugen verpflichtend. Dieser zeichnet im Falle eines Unfalls relevante Daten wie Bremsverhalten, Geschwindigkeit und Neigung des Fahrzeugs auf. Diese Daten helfen bei der Rekonstruktion von Unfällen, sind jedoch nur kurzfristig gespeichert und werden im Normalbetrieb regelmäßig überschrieben.
- Notbrems- und Spurhalteassistenten: Der Notbremsassistent erkennt drohende Kollisionen und bremst das Fahrzeug automatisch ab. Ähnlich greift der Notfall-Spurhalteassistent ein, wenn das Fahrzeug unabsichtlich die Fahrspur verlässt, indem es eine automatische Lenkbewegung ausführt.
- Fahrerüberwachungssysteme: Systeme wie der Müdigkeits- und Aufmerksamkeitswarner überwachen den Fahrer während der Fahrt und schlagen Alarm, wenn sie Anzeichen von Ermüdung oder Unaufmerksamkeit erkennen, beispielsweise durch ruckartige Lenkbewegungen oder häufiges Blinzeln.
- Cybersecurity und Software-Updates: Die Fahrzeuge müssen künftig umfassend gegen Hackerangriffe geschützt sein. Hersteller sind verpflichtet, zertifizierte Sicherheitssysteme zu integrieren und sicherzustellen, dass drahtlose Software-Updates sicher und nachvollziehbar durchgeführt werden können.
- Neue Regelungen für bestimmte Fahrzeugmodelle: Viele ältere Modelle, die diese technischen Anforderungen nicht erfüllen, werden nicht mehr zugelassen. Besonders betroffen sind Modelle mit Verbrennungsmotoren, wie der Porsche Macan oder der VW T6.1, die in der EU ab diesem Stichtag nur noch als Bestandsfahrzeuge verkauft werden dürfen.
Fahrerassistenzsysteme in der Zukunft
- Das plant die EU noch: Das Vorhaben der EU sieht die Einführung verpflichtender Sicherheitssysteme für verschiedene Fahrzeugtypen vor, darunter Pkw, Lkw, Kleintransporter, Busse und Lkw-Anhänger. Welche das sind hat der ADAC hier aufgelistet.
- Weitere Assistenzsysteme: Zusätzlich sind Systeme wie Rückfahrassistenten, Reifendrucküberwachung und Notbremslichter verpflichtend. Diese Systeme verbessern die alltägliche Fahrsicherheit, indem sie Kollisionen beim Rückwärtsfahren verhindern oder den Reifendruck kontinuierlich überwachen.
- Auswirkungen der Fahrerassistenzsysteme Sämtliche Änderungen haben Auswirkungen auf die Automobilindustrie, da Hersteller in neue Technologien und Sicherheitsmaßnahmen investieren müssen. Für die Verbraucher bedeuten sie eine gesteigerte Sicherheit im Straßenverkehr, aber auch höhere Anschaffungskosten für Neuwagen. Zusätzlich fordert die EU, dass alle Neuwagen künftig über eine standardisierte Schnittstelle verfügen, die den Einbau einer alkoholempfindlichen Wegfahrsperre erlaubt. Obwohl Systeme wie „Alcoguard“ von Herstellern wie Volvo bereits seit einiger Zeit angeboten werden, besteht derzeit noch keine gesetzliche Verpflichtung zur Installation dieser Technologie.
Die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) bei der Unfallvermeidung
Ein wesentlicher Faktor für die Weiterentwicklung der Fahrerassistenzsysteme ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). KI-gestützte Algorithmen ermöglichen es den Systemen, Fahrumgebungen besser zu verstehen und präzisere Entscheidungen zu treffen.
Vorteile von KI-unterstützten FAS:
- Mustererkennung: KI kann wiederkehrende Situationen und Gefahren erkennen und in Echtzeit darauf reagieren.
- Datenverarbeitung: Die ständige Verarbeitung von Sensordaten (z.B. Radar, Kameras) erlaubt schnellere und genauere Reaktionen auf Verkehrssituationen.
Lernende Systeme: KI-basierte Systeme können aus vergangenen Fahrsituationen lernen und sich an individuelle Fahrweisen oder spezifische Straßengegebenheiten anpassen.
Der Weg zu autonomen Fahrzeugen
Die Entwicklung hin zu vollständig autonomen Fahrzeugen schreitet rasant voran, allerdings stehen der breiten Einführung noch einige Herausforderungen im Weg. Obwohl viele der heute verpflichtenden Fahrerassistenzsysteme bereits eine Teilautomatisierung des Fahrens ermöglichen, ist der Sprung zu Fahrzeugen ohne menschliches Eingreifen deutlich komplexer.
Autonomes Fahren: Aktueller Stand
- Autonome Fahrzeuge befinden sich derzeit überwiegend auf Level 3 der Automatisierung. Dies bedeutet, dass das Fahrzeug in bestimmten Situationen (z.B. Autobahnfahrten) eigenständig fährt, der Fahrer aber jederzeit eingreifen muss.
- Level 4 und 5, bei denen das Fahrzeug vollständig autonom agiert, sind in der Entwicklung, allerdings gibt es noch technische und rechtliche Hürden.

Rechtliche und ethische Herausforderungen
Die Einführung von autonomen Fahrzeugen wirft neben technischen auch rechtliche und ethische Fragen auf. Wer trägt beispielsweise die Verantwortung bei einem Unfall, wenn das Auto vollständig autonom fährt? Diese Fragen beschäftigen sowohl Gesetzgeber als auch Hersteller.
Rechtliche Fragen:
- Haftung: Wer ist verantwortlich, wenn ein autonomes Fahrzeug in einen Unfall verwickelt wird? Der Fahrer, der Hersteller oder der Softwareentwickler?
- Versicherungen: Wie werden Versicherungen mit der neuen Technologie umgehen und wie ändert sich die Prämienstruktur?
Ethische Fragen:
- Entscheidungen in Extremsituationen: Wie sollte ein autonomes Fahrzeug in Extremsituationen reagieren, wenn ein Unfall unvermeidlich ist? Sollte das System den Fahrer oder Fußgänger schützen? Solche Dilemmas erfordern klare ethische Richtlinien.
EU-weite Regelungen und ihr Einfluss
Die Einführung verpflichtender Fahrerassistenzsysteme wird in ganz Europa durch die neue EU-Verordnung geregelt. Die Harmonisierung der Vorschriften zielt darauf ab, Verkehrssicherheit zu verbessern und die Technologie in allen Mitgliedsländern zu standardisieren.
Einfluss auf nationale Märkte:
- In Ländern mit strengen Verkehrssicherheitsvorschriften, wie Deutschland, wird die Einführung dieser Systeme weniger drastische Auswirkungen haben, da viele der Technologien bereits in hochpreisigen Fahrzeugen Standard sind.
- In anderen europäischen Ländern könnten jedoch erhebliche Anpassungen notwendig sein, da günstigere Fahrzeugmodelle bisher nicht mit diesen Assistenzsystemen ausgestattet waren.
Zukünftige Entwicklung der Fahrerassistenzsysteme
Die Zukunft der Fahrerassistenzsysteme wird stark von den Fortschritten in der Sensorik und Datenverarbeitung abhängen. Technologien wie LIDAR, fortschrittliche Kameras und 5G-Netze werden die Fähigkeit von FAS weiter verbessern, Verkehrssituationen vorherzusagen und entsprechend zu reagieren.
Trends und Entwicklungen:
- Verbesserte Vernetzung: Durch die Vernetzung von Fahrzeugen (V2X-Kommunikation) können Fahrzeuge in Zukunft nicht nur mit anderen Autos, sondern auch mit der Verkehrsinfrastruktur kommunizieren. Dies könnte Staus verringern und Unfälle weiter reduzieren.
- Mehrstufige Autonomie: Während die heutigen Systeme eher reaktiv arbeiten, werden zukünftige Fahrerassistenzsysteme in der Lage sein, präventiv zu agieren, indem sie Verkehrssituationen vorhersagen und darauf reagieren, bevor sie zu einem Problem werden.
Fahrerassistenzsysteme in der Zukunft
Die Entwicklungen bei Fahrerassistenzsystemen markieren einen wichtigen Schritt hin zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Mit der verpflichtenden Einführung bestimmter Systeme und den Fortschritten in der Künstlichen Intelligenz bewegen wir uns langsam aber sicher in Richtung des autonomen Fahrens. Trotz aller technischen Möglichkeiten bleibt die Frage offen, wie schnell die Gesellschaft bereit ist, diese Veränderungen zu akzeptieren und die rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechend anzupassen.