- Mai 5, 2022
- Lesedauer: 4 Minuten
Die Ladetechnologie ist entscheidend, um zu berechnen, welche Fahrzeuge im Fuhrpark wie zum Einsatz kommen. Welche Faktoren dabei wichtig sind – und worauf Sie achten sollten, verraten wir hier.
Wer E-Autos im Fuhrpark hat, muss bezüglich der Infrastruktur mehr bedenken, als bei Benzinern. Weniger Ladekapazität bedeutet häufigeres auftanken. Und die Möglichkeiten für Stromer an der Ladestation sind so vielfältig wie die Angebote an Fahrzeugen. Für kleinere Fuhrparks lohnen sich möglicherweise keine eigenen Ladestationen. Sobald aber mehrere E-Fahrzeuge zur Flotte gehören, sollten Betriebe über eine eigene Ladestation nachdenken. Unabhängig von der Projektgröße reicht das Spektrum von der kleinen Wandladestation über 22 kW Ladesäulen bis zu 350 kW HPC Lademöglichkeiten.
Bedarfsanalyse bei eigenen Ladestationen
Sollte sich ein Unternehmen entscheiden, eigene Ladestationen zu verwenden, müssen für die individuelle Bedarfsanalyse ExpertInnen konsultiert werden. Die wichtigsten Punkte, die Sie beachten sollten:
- Bedarfsanalyse vor Ort
- Wechselstromladesäulen von 7 bis 22 kW oder Gleichstromladesäulen von 50 bis 475 kW
- Legung der notwendigen Leitungen
- Installation der Ladeeinrichtung
- Anmeldung der Ladestation bei den Stromnetzbetreibern
- Reparatur- und Wartungsservice
Die richtige Ladelösung für die richtige Strategie
Je nachdem welche Reichweite für ihre Fahrzeuge eingeplant sind, sollten Sie auch die Möglichkeit des Ladens wählen. ExpertInnen erklären, dass E-Autos langstreckentauglich sind, wenn sie in 30 Minuten Energie für 200 Kilometer laden. Deshalb gilt die Ladestrategie des Batteriemanagements als elementar. Zeit spielt besonders im Termingeschäft eine entscheidende Rolle. Die Notwendigkeit, etwa auf dem Weg von Berlin nach München mehrmals nachladen zu müssen, macht das Reisen zur zähen Angelegenheit. Aber auch für Fahrten innerhalb der Stadt benötigen E-Fahrzeuge einen vollen Tank, der sich am besten nachts aufladen lässt. Doch was für technische Möglichkeiten werden heute angeboten? Und wie berechnet sich die Ladezeit?
AC/DC – Power für den Tank
Die Batterie in einem Elektroauto muss mit Gleichstrom (DC, für: Direct Current) versorgt werden. Doch beim Strom aus dem öffentlichen Netz handelt es sich immer um Wechselstrom (AC, für Alternating Current). Dank des On-board-Ladegeräts ist jedes Elektroauto dafür ausgelegt, den Wechselstrom in Gleichstrom umzuwandeln, man spricht vom sogenannten AC-Laden. Anders beim DC-Laden: In diesem Fall übernimmt ein Gleichrichter in der DC-Ladestation das Umwandeln des Stroms und lässt ihn somit direkt in den Akku fließen. DC-Ladesäulen sorgen für viel kürzere Ladezeiten, sind aber deutlich teurer in Anschaffung.
Welcher Stecker passt?
Je nach Ladeart kommen auch unterschiedliche Stecker zum Einsatz, die unterschiedlich schnell laden. Als Standard für das Laden mit Wechselstrom gilt der Typ-2-Stecker, kompatibel mit den meisten öffentlichen Ladesäulen. Er ermöglicht Ladeleistungen von bis zu 43 kW (400 V, 63 A). Das sogenannte „Combined Charging System“ (CSS) basiert auf dem Typ-2-Stecker und kommt beim schnellen DC-Laden zum Zuge. Weitere Steckertypen sind die Industriestecker CEE16 und CEE32 und die normale Schuko-Steckdose.
Wie lange dauert es, ein E-Fahrzeug zu laden?
Die schwächste Komponente im System bestimmt stets die Dauer des Ladens: Leistet die Ladesäule 22 kW, die Technik im Auto sowie das Ladekabel aber nur 3,7 kW, kann auch nur mit 3,7 kW geladen werden. Wie lange das Tanken mit Strom dauert, hängt von zwei Faktoren ab: der maximal möglichen Ladeleistung (in kW) sowie der Batteriekapazität des Fahrzeugs (in kWh). Die Faustformel: jeder Ladevorgang wird berechnet, indem man die Batteriekapazität durch die Ladeleistung teilt. So ermittelt man die ungefähre Ladedauer in Stunden. Aber Achtung: Je voller der Akku, mit umso weniger Leistung kann man ihn laden. Daher geben auch alle Hersteller die Ladeleistung meist mit „in X Stunden zu 80 % geladen“ an. Ein Beispiel: Der BMW i3 mit einer maximalen Ladeleistung von 11kW an der AC-Säule benötigt etwa vier Stunden zum Laden. An der DC-Schnellladestation mit 50 kW nur ca. 30 Minuten.
Schnellladen mit bis zu 350 Kilowatt
Tesla bietet mit den eigens installierten Superchargern seit Jahren hohe Ladeleistungen von mehr als 100 kW an. Auch andere Autohersteller verkaufen Fahrzeuge, die hohe Ladeleistungen ermöglichen. So ermöglichen High Power Charger (HPC) dank gekühlter Ladekabel eine Energiezufuhr von 150 bis hin zu 350 kW. Der ADAC hat die Ladekurven einiger Fahrzeuge stichprobenartig gemessen und zeigt diese transparent auf. Im Fokus ist dabei der für Schnellladungen relevante Bereich zwischen 10 und 80 Prozent Batterieladung. Absolut top ist der Porsche Taycan, der bis zu einem Füllstand von 45 Prozent mit Höchstleistung lädt – und dadurch in nur 10 Minuten Strom für eine Reichweite von über 200 Kilometer bereitstellt.
Ladezeit: 200 Kilometer in 30 Minuten
Um Elektroautos in ihrer Schnellladefähigkeit vergleichbar zu machen, ermittelt der ADAC in allen zukünftigen E-Autotests sowohl die Ladekurven als auch die nachgeladenen Reichweiten in den ersten 30 Minuten. Laut ADAC wird auch die Langstreckentauglichkeit definiert: Ein Elektroauto ist langstreckentauglich, wenn es eine ermittelte Reichweite von mindestens 300 Kilometern und eine nachladbare Reichweite von mindestens 200 Kilometern in 30 Minuten bietet. Damit wäre alle zwei bis drei Stunden eine Ladepause erforderlich. Das ist ein auch bei Verbrennern üblicher Pausen-Intervall. Nicht zu vergessen: Bei niedrigen Temperaturen die Batterie vortemperieren oder längere Ladezeiten einkalkulieren.
Flexibilität im Fuhrpark
Nun geht es im Fuhrpark nicht nur um Leistungen bei Langstrecken – dafür herrschen zu unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen. Einige E-Autos bewegen sich womöglich nur innerhalb der Stadt, da gelten andere Ladezyklen. Doch eines ist klar: Je besser die Schnellladefunktion, umso flexibler kann ein Elektroauto im Alltag sowie für längere Strecken genutzt werden. Deshalb sollten FuhrparkmanagerInnen im Auge behalten, dass die Schnellladefunktion mit zu bestellen ist, falls diese nicht zum Serienumfang gehört. Ebenso wichtig: Den Akku immer nur bis 80 Prozent aufladen, denn darüber hinaus dauert das Laden unverhältnismäßig lang. Und wer die Antriebsbatterie schonen möchte, sollte laut ADAC nur dann schnell laden, wenn es wirklich dringend erforderlich ist.