- November 10, 2021
- Lesedauer: 4 Minuten
Reifen neu kaufen muss nicht immer sein: Runderneuerte Reifen bieten gute Eigenschaften. Doch für wen ist die Wiederaufbereitung von Altreifen sinnvoll? Und wann sollte man sich lieber neue Reifen kaufen? Bei uns lesen Sie, was es zu beachten gilt.
Schon mal von runderneuerten Reifen gehört? Zugegeben: die wenigsten Menschen denken darüber nach, ihre abgefahrenen Winter- oder Sommerreifen durch veredelte Altreifen zu ersetzen. Doch diese Alternative bietet Vorteile gegenüber teuren Neureifen. Der positive Umweltaspekt und der niedrige Preis sprechen dafür. Zudem sehen runderneuerte Altreifen mit einer neuen Lauffläche aus, als kämen sie direkt aus der Fabrik. Zuerst einmal sollte man wissen, welche Arbeitsprozesse die Reifen wieder in neuem Glanz erstrahlen lassen.
Runderneuerung von Reifen – Wie geht das?
Wissenswert ist, dass runderneuerte Reifen neuwertige Pneus sind, obwohl sie aus Gebrauchtreifen entstehen. Fachfirmen kaufen dafür die abgefahrene Reifen auf und tragen auf deren Unterbau, der sogenannten Karkasse, eine vollständig neue Laufflächenmischung auf. Durch diesen Prozess erreichen alte Reifen nahezu einen Neuzustand und zusätzlich verlängert sich die Lebensdauer. Das gilt für Sommer-, Winter- oder Ganzjahresreifen.
Bei der Produktion werden die Karkassen per Laser durchleuchtet und vorbeschädigte Reifen aussortiert. Maschinen entfernen alten Gummis bis auf die Kontur. Erst dann wird auf eine neue Rohgummimischung aufgebracht, bevor der Reifenrohling in die Heizpresse kommt. Dort wird das neue Profil aufgebracht. Zum Schluss prüft ein Experte, ob der Reifen den Qualitätsstandards entspricht.
Wie sicher sind die aufgepimpten Pneus?
Keine Angst! Seit langem beschäftigen sich Firmen mit der Runderneuerung von Reifen. Die bewährte Technik findet sich in allen Bereichen wieder: ob nun im Nutzfahrzeugbereich, im Rennsport oder bei Flugzeugen – die Runderneuerung ist allgegenwärtig. Zumal es für Pkw-Reifen strenge gesetzliche Vorgaben gibt: Die Runderneuerung darf nur einmal vollzogen werden. Die EU-Norm ECE R 108 sorgt bei Fertigung und Prüfung für einen einheitlichen Standard. Zusätzlich müssen sie mit einem E-Prüfzeichen versehen sein, das mit einem Zahlencode kombiniert ist. Auf deutschen Reifen prangt deshalb „E1“. Zusätzlich tragen runderneuerte Reifen als Kennzeichnung „R“. Auch das Datum der Runderneuerung wird als DOT-Zahl angegeben.
Runderneuerte Pkw-Reifen – oder lieber ganz neue?
Das Niveau der recycelten einzelnen Reifen ist mittlerweile sehr hoch. Das Problem könnte woanders lauern: Der ADAC bemängelt die Lautstärke der Reifen während der Fahrt, die daher stammt, dass die Verbindung zwischen Unterbau und Laufstreifen nicht aus einem Guss ist. Eine andere Schwäche: Beim Kauf eines Reifensatzes soll nicht immer garantiert sein, dass alle vier Reifen auf einer identischen Karkasse aufbauen. In jedem Fall ist das Profil identisch, doch der Unterbau könnte möglicherweise von verschiedenen Herstellern stammen. Das wiederum führt dann zu unterschiedliche Fahreigenschaften jedes einzelnen Rades.
Gefährlich dürfte diese Situation vor allem für unerfahrene AutofahrerInnen in Extremsituationen sein. Experten raten immer wieder dazu bei für eine bessere Fahrzeugbeherrschung rundum den gleichen Typ von Reifen zu montieren. Billiganbieter überschwemmen zwar den Markt mit Neureifen, die im Preis nur leicht über den der runderneuerten Pneus liegen. Aber die Fahreigenschaften sind nicht zwangsläufig besser. Hier sollte man beim Neukauf auf seriöse Tests vertrauen.
Was sind die Vorteile der Runderneuerung von Reifen?
Es fallen gleich mehrere Vorteile ins Auge. Da ist etwa der Kostenfaktor: Wenn Sie ihren alten Reifensatz durch neue ersetzen wollen, dann ist dieser Austausch fast immer mit hohen Kosten verbunden. Im Gegensatz dazu stellt die Runderneuerung eine kostengünstige Alternative dar, die Ihre Reifen wieder auf einen hohen Qualitätsstandard bringt. Gegenüber einem neuen Satz Reifen der Premiumklasse spart man bis zu 50 Prozent. Die Bilanz im Vergleich mit Billigreifen aus Fernost kann sich immer noch sehen lassen: hier beträgt die Ersparnis laut ADAC immer noch 20 Prozent. Ein weiterer Faktor, der eine gewichtige Rolle spielt: Auch die Kosten pro Kilometer sind bei runderneuerten im Vergleich zu neuen Reifen deutlich niedriger.
Trumpfkarte Nachhaltigkeit: Runderneuerte sind umweltfreundlich
In Deutschland fallen jedes Jahr knapp 60 Millionen Altreifen an, weiß das Umwelt Bundesamt. Das entspricht umgerechnet gut 600.000 Tonnen Material, das gesammelt und auch gelagert werden muss. Lediglich die Hälfte der ausgedienten Pneus wird wieder verarbeitet. So kommt das Gummigranulat in Sportparks als Kunstrasen zum Einsatz – oder als Dämmmatten für Waschmaschinen. Sie werden aber auch als Dämmmatten für Schall und Wärme unter Estrich verlegt oder Asphalt beigemischt. Je länger sich Reifen also im Einsatz befinden, desto umweltfreundlicher sind sie. Denn bei der Runderneuerung wird ein Großteil der Karkasse wiederverwendet, das wiederum verringert den Verbrauch von Rohmaterialien wie Gummi oder Stahl.
„Im LKW-Bereich sparen Sie bei einem schweren LKW-Reifen etwa 50 Kilo Altmaterial ein und eine erhebliche Menge an CO2-Aufwendungen in der Produktion“, sagt Michael Schwämmlein vom Bundesverband Reifenhandel und dem europäischer Runderneuerungsverband BIPAVER. Generell verbrauchen Runderneuerer nach eigenen Angaben auch 80 Prozent weniger Wasser als bei der Neureifenherstellung, 70 Prozent weniger Rohöl und insgesamt 50 Prozent weniger Energie.
Nutzfahrzeuge – Markt der Runderneuerung ist ausbaufähig
Während es für Pkw ein umfassendes Angebot an runderneuerten Reifen gibt, ist der Einsatz im Nutzfahrzeug- und Transportgewerbe noch ausbaufähig. Obwohl es bereits staatliche Hilfe gibt: Mit dem Programm „De-minimis“ fördert der Bund zum Beispiel aus öffentlichen Mitteln auch den Umweltschutz in Unternehmen des Güterkraftverkehrs mit schweren Nutzfahrzeugen.
Im Rahmen dessen lassen sich auch Zuschüsse zu Investitionen in die runderneuerte Fahrzeugbereifung beantragen.
Eine doppelte Chance: So unterstützen Unternehmen mit ihren Flotten die Nachhaltigkeit und können gleichzeitig finanziell profitieren.
2 Antworten
Wir brauchen ganz dringend neue Sommerreifen. Die Winterreifen werden wir bald in der Garage lagern. Wie könnte man die Autoreifen denn noch lagern?
Die Reifen können ab und zu in einer nahegelegenen Werkstatt eingelagert werden. Informieren Sie sich dazu am besten detaillierter im Internet.