- November 29, 2021
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Halbleiter sind momentan Mangelware, aber wichtig für die Fahrzeugproduktion. Die Krise verzögert die Lieferung von Neufahrzeugen deutlich – und führt zu Schwierigkeiten im Fuhrpark von Unternehmen. Doch es gibt Möglichkeiten, trotzdem mobil zu bleiben.
Die Zeichen haben die wenigsten Hersteller von Automobilen erkannt. Als wegen der Corona-Flaute Mitte 2020 der Absatz von Fahrzeugen drastisch in den Keller sank, hatten viele Unternehmen die Bestellungen von Halbleitern storniert. Das war keine gute Idee. Die Multitalente steuern etwa Klimaanlagen, kontrollieren den Reifendruck oder lösen den Airbag im Fall eines Unfalls aus. In Zeiten einer stabileren Nachfrage kommt es dadurch jetzt zu einer Halbleiterkrise, der die Produktionsbänder der Autoindustrie stillstehen lässt.
Mittlerweile gibt es Lieferengpässe und Produktionsstopps in der Autoindustrie. Es werden weniger Neuwagen gefertigt, Lieferzeiten verlängern sich und Kunden müssen tiefer in die Tasche greifen. Ein Sog, der auch die Firmenflotten mit in die Tiefe zieht. Denn die Halbleiterkrise wirkt sich negativ auf das Mobilitätsmanagement aus.
Abhängigkeit erhöht die Halbleiterkrise
Da die Hersteller von Halbleitern mit der Automobilbranche nur über einen relativ kleinen Abnehmerkreis verfügen, fokussieren sie sich wie seit jeher auf digitale Unternehmen. Autobauer müssen sich bei Bestellungen gedulden und hinten anstellen. Perspektivisch hatten sie nicht damit gerechnet, dass das Geschäft mit Halbleitern nach einer kurzen Flaute derart Fahrt aufnehmen würde.
Da nahezu alle Produzenten und Zulieferer von der Knappheit betroffen sind, hat diese Situation große Auswirkungen auf die betrieblichen Flotten. Die Lieferzeit von Neuwagen für Flottenbetreiber beträgt teils bis zu einem halben Jahr. Eine Beruhigung und damit Entwarnung erwartet derzeit nahezu niemand in der Branche. Ganz im Gegenteil: Es mehren sich die Befürchtungen, dass sich die Halbleiterkrise möglicherweise noch bis 2023 ziehen könnte.
Übergreifend denken, langfristig planen
Um zukünftig Engpässe zu vermeiden, müssen Verantwortliche für den Fuhrpark über den Tellerrand hinaussehen. Ohne eine perspektivische Version mit vielen unterschiedlichen Szenarien ist eine Planung nicht möglich. „Es wird noch deutlicher, dass wir die betriebliche Mobilität übergreifend denken und planen müssen – und wie wichtig neue Mobilitätskonzepte für Unternehmen sind. Wir raten allen Unternehmen mit Fuhrpark, jetzt zu handeln und mögliche Änderungen einzuleiten!“, sagte Axel Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Fuhrparkmanagement, in einem Interview.
Dazu zählt etwa, seinen zukünftigen Fahrzeugbedarf einzuschätzen und über alternative Mobilitätskonzepte nachzudenken. Nur so lassen sich flexiblen Mobilitätslösungen in jeder Lage schaffen. Um Engpässe abzufedern, können beispielsweise zwischenzeitlich neue Mobilitätsformen eingeführt werden. Und davon gibt es einige: von Car Sharing, Mobilitätsbudgets, Leasing bis hin zum Auto-Abo. Die Beschaffung muss rechtzeitig geplant, der Gebrauchtwagenmarkt im Blick behalten und die Personalplanung mit Beschaffung früh synchronisiert werden. Mobilitätsbudget lautet das Zauberwort.
Strategien für mehr Mobilität
Angestellte erwarten in unseren Zeiten eine Alternative zum konventionellen Fahrzeug. Das ist gut, denn je breiter die Wünsche der Mitarbeitenden, desto unabhängiger und flexibler kann das Unternehmen auf Beschaffungskrisen reagieren. Auf die veränderten Wünsche der Mitarbeiter reagieren mittlerweile viele Firmen. So bieten sie ein monatliches Mobilitätsbudget an – damit sind ihre Mitarbeitenden flexibler mobil und müssen sich nicht allein auf die Nutzung eines Firmenwagens festlegen.
Das Mobilitätsbudget ermöglicht die Nutzung von Carsharing, Mietwagen, Mieträdern, ÖVNP und Taxifahrten. Die Abrechnung erfolgt ganz einfach: Wer den monatlichen Betrag in einigen Firmen nicht ausschöpft, kann das Restbudget aufsparen – und manchmal damit sogar den Motorroller im Urlaub bezahlen. Im Mittelpunkt steht dabei die Multimodalität, die höchste Flexibilität erlauben soll. Durch diese flexible Gestaltung des Mobilitätsrahmens könnten Flotten massiv an Fahrzeugen und damit Fuhrparkkosten sparen.
Flexibel und startklar
Besonders junge und urbane Mitarbeiter haben kaum mehr Interesse an einem eigenen Fahrzeug, das sowieso in der Regel mehr steht, als dass es fährt. Und damit auch unnötige Kosten erzeugt. Um die Mobilität voll und ganz sicherzustellen und zugleich Kosten und CO2-Emissionen zu senken, bietet sich das betriebliche Mobilitätsmanagement an. Es bietet zahlreiche Lösungen für die kosteneffiziente und umweltfreundliche Gestaltung der Mobilität ̈im Unternehmen. Gerade um Lieferverzögerungen in der Halbleiterkrise zu reduzieren und damit MitarbeiterInnen im Unternehmen immer mobil bleiben, gilt es nur einige Punkte zu beachten:
- Vorausschauend planen: Nur, wer stets einen Überblick über alle Fahrzeuge hat, die möglicherweise Jahr ausgetauscht werden müssen, agiert nachhaltig. Der größte Vorteil: Falls Bedarf besteht, können Verantwortliche für den Fuhrpark rechtzeitig ihre Bestellungen aufgeben.
- Immer Alternativen in der Rückhand haben: Wir spüren es in der aktuellen Halbleiterkrise – die Lieferung von neuen Fahrzeugen wird zum Glücksspiel. Ein enger Kontakt mit der Leasingfirma oder dem Autohaus ist Gold wert. Möglicherweise lohnt es sich unter guten Konditionen bestehenden Leasingverträge zu verlängern.
- Gebrauchtwagen als Ass im Ärmel: Ob nun Neu- oder Gebrauchtwagen – wer kurzfristige Engpässe überbrücken möchte, sollte über Kauf oder Leasing nachdenken. In der Regel lassen sich günstigeren Leasingraten und einer kürzeren Laufzeit aushandeln. Obwohl die Preise auf dem Markt der Gebrauchtwagen gerade massiv anzieht, hat ihr Händler für sie als guten Kunden bei Kauf möglicherweise gute Angebote parat.
- Mobilitätsbudget und flexibles Management: Wer rechtzeitig auf flexible Mobilitätslösungen (z.B. CarSharing, Mobilitätsbudgets, Leasing, Auto-Abo, Langzeitmiete) setzt, hält MitarbeiterInnen mobil. Meistens ohne Bindung oder finanziellem Risiko.
- Abomodelle nutzen: Auch, wenn das Auto-Abo eher zur Überbrückung kurzfristiger Engpässe an Attraktivität gewinnt, könnte es für Fuhrparks durchaus als eine langfristige Alternative angesehen werden.
Fazit: Die Lage für den Fuhrpark bleibt weiterhin unübersichtlich. Vor kurzem hat der Präsident des Bundesverbandes der Autovermieter Deutschlands verkündet, dass seiner Branche in diesem Jahr 75.000 Neufahrzeuge fehlen. Um zukünftig unabhängiger zu agieren, empfiehlt es sich deshalb, nicht alles auf eine Lösung zu setzten. Wer für die Zukunft facettenreich aufgestellt ist, der kann auch weiterhin Mobilität für sein Unternehmen garantieren.
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