- Oktober 26, 2019
- Lesedauer: 6 Minuten
Bedeutet Bezin statt Diesel getankt gleich Motorschaden? Rund 20.000-mal im Jahr wird in Deutschland falsch und etwa Diesel statt Benzin getankt. Das kann fatale Folgen haben. Wird an der Zapfsäule Diesel statt Benzin eingefüllt, kann dies einen schweren Motorschaden zur Folge haben. Gleiches gilt, wenn Benzin statt Diesel im Tank landet. Das Schlimmste kann verhindert werden, wenn der Motor gar nicht erst angelassen wird. Konzentration an der Tanksäule beugt Tankfehlern vor. Wichtig ist, sich nicht von Werbung und ähnlichen Bezeichnungen der verschiedenen Kraftstoffe ablenken zu lassen. Bei einem Fahrzeug aus dem Fuhrpark ist die Gefahr erhöht: Lenkt ein Mitarbeiter einen für ihn neuen Wagen, passiert es schnell, dass der falsche Kraftstoff Unachtsamkeit oder Gewohnheit ausgewählt wird. Wie gefährlich ist es, falsch zu tanken und wie lässt es sich verhindern?
Diesel statt Benzin getankt
Die Wahrscheinlichkeit, dass Diesel statt Benzin getankt wird, ist bei modernen Fahrzeugen sehr gering. Der Zapfrüssel für das Betanken mit Diesel ist in seinem Umfang dicker als der Zapfrüssel für Benzin. In der Folge passt er nicht in die Öffnung des Benzintanks. Der Irrtum wird bemerkt, bevor der Tankvorgang beginnt. Die Fahrzeughersteller habe sich dieser Norm angeschlossen. Somit ist die Betankung eines Benziners mit Diesel an der Tankstelle nicht mehr möglich.
Problem Benzinkanister
Ein Problem stellen Benzinkanister dar. Der Rüssel, der für die Betankung verwendet wird, passt sowohl in die Tanköffnung für Benzinfahrzeuge als auch in die für den Diesel. Ist der Inhalt des Kanisters nicht richtig gekennzeichnet, kann es vorkommen, dass Diesel statt Benzin getankt wird. Es stellt sich dann die Frage: Benzin statt Diesel getankt = Motorschaden? Sollte der Fehler nicht gleich auffallen, ist die Funktionalität des Motors tatsächlich in Gefahr. Dies betrifft vor allem die Düsen, die Ventile und die Filter. Bereits nach wenigen Metern kann ein Austausch notwendig werden.
Achtsamkeit an der Tankstelle notwendig
Für Dieselfahrzeuge besteht an der Tankstelle die Gefahr, dass versehentlich Benzin getankt wird. Da der Zapfrüssel für die Betankung von Benzinfahrzeugen in seinem Umfang schlanker ist, passt er problemlos in die Tanköffnung eines Dieselfahrzeugs. Selbst wenn der Fehler schnell bemerkt wird und nur wenige Liter Benzin in das Dieselfahrzeug gelangt sind, kann ein kapitaler Motorschaden bereits kurz nach dem Start die Folge sein. Ältere Diesel sind sehr robust und reagieren auf den Fehler mit unangenehmen Geräuschen. Bei einem modernen Commonrail Diesel sorgen die abweichenden Schmiereigenschaften für Defekte in den Motor-Steuerungsgeräten und bei der Einspritzpumpe.
Nicht nur an der Tankstelle, sondern auch beim Betanken mit dem Kanister ist Achtsamkeit geboten. Die Verwechslung darf einfach nicht passieren, weil der Motor einen dauerhaften Schaden nehmen kann.
Verwechslung des Kraftstoffes - richtig reagieren
Sollte die Verwechslung des Kraftstoffes beim Betanken des Fahrzeugs an der Tankstelle oder mit dem Kanister sofort bemerkt werden, kann ein Motorschaden effektiv verhindert werden. Folgende Sofortmaßnahmen sind notwendig:
- Motor keinesfalls anlassen
- Fahrzeug in eine Fachwerkstatt abschleppen lassen
- Tank muss komplett entleert und gesäubert werden
- nach dem Einfüllen von neuem Kraftstoff kann das Fahrzeug wieder bewegt werden
Diese Maßnahmen sind identisch, und zwar unabhängig davon, ob Diesel statt Benzin oder Benzin statt Diesel getankt wurde. Man sollte daher sehr genau hinschauen, bevor man tankt. Denn wer Bezin statt Diesel getankt hat riskiert einen Motorschaden.
Moderne Tanksysteme beugen der Verwechslung vor
Fahrzeughersteller wie Ford beugen der Möglichkeit einer Verwechslung des Kraftstoffes durch moderne Tanksysteme effektiv vor. So wird beispielsweise ein durch Benzin statt Diesel getankter Motorschaden verhindert. Moderne Fahrzeuge verfügen nicht mehr über eine Tankklappe. Diese wird durch eine Sperrklappe ersetzt. In diese wird die Zapfsäule eingeschoben. Die Sperrklappe entriegelt sich automatisch. Es wird erkannt, ob die richtige Zapfpistole verwendet wird.
Das neue System hat den Nachteil, dass ein Betanken mit dem Kanister nicht mehr möglich ist. Allerdings können Benzindiebe auch nicht mehr erfolgreich tätig werden, denn die Sperrklappe bleibt auch beim Versuch, einen Schlauch einzuführen, verschlossen.
Falsch getankt mit E10 statt E5 – wie bedenklich ist das?
Die Tankanzeige blinkt, der Mitarbeiter steuert die Zapfsäule an. Da er an Fahrzeuge neueren Baujahrs gewohnt ist, ist sein Ziel automatisch die E10-Säule. Doch falsch gedacht: Die Einspritzanlage des Wagens erfordert E5-Kraftstoff. Was nun?
Das Szenario ist halb so schlimm, sofern das Fahrzeug grundsätzlich für E10 freigegeben ist. Das sind die meisten modernen Modelle. Ist es nicht der Fall, können ernste Schäden folgen. Wird der Irrtum schnell bemerkt, genügt es in der Regel, den Tank mit E5-Kraftstoff nachzufüllen, um das optimale Ethanol-Mischungsverhältnis zu erreichen. Ist dieser dagegen bereits mit E10 vollgetankt, hilft nur noch, den Tank leerpumpen zu lassen. Keinesfalls sollte das Fahrzeug bewegt werden, da die Kraftstoffleitungen und in der Folge der Motor beschädigt werden können. Das gilt ebenso, wenn man Diesel statt Benzin getankt hat.
AdBlue im Dieseltank: fataler Irrtum
AdBlue ist ein Zusatzstoff für Diesel-Fahrzeuge. Er wird in jedem Diesel-LKW mit Euro-4-Norm und höher sowie SCR-Systemen benötigt und soll die Stickstoffemissionen wirksam reduzieren. Für das Mittel steht ein Zusatztank bereit, der rechtzeitig nachgefüllt werden muss. Ist er leer, geht nichts mehr – das Fahrzeug startet nicht.
Ein Nachfüllen von AdBlue ist je nach Konstruktion des Systems im Durchschnitt alle 10.000 Kilometer notwendig, idealerweise im Rahmen der regelmäßigen Inspektion. Wird es doch einmal durch den Fahrer oder anderes Fuhrpark-Personal notwendig, besteht eine theoretische Gefahr, dass falsch getankt und Kosten verursacht werden: Der Tank muss leer gepumpt werden, was mit mehreren Hundert Euro zu Buche schlagen kann.
Auch hier gilt: Das Fahrzeug sollte nicht mehr bewegt werden. Wurde die Route bereits fortgesetzt, ist sie zu unterbrechen. Dass falsch getankt wurde, bemerkt der Fahrer durch starkes Ruckeln und einen eingeschränkten Schaltvorgang.
Falsch getankt und Kosten: monetäre Folgen für den Fuhrpark
Falsch zu tanken kann teuer werden – insbesondere im Fuhrpark. Ob AdBlue oder Benzin statt Diesel oder Diesel statt Benzin getankt wird – in praktisch allen Fällen ist ein kostspieliger Werkstatteinsatz notwendig. Das Fahrzeug fällt aus, mit entsprechenden Folgen für die Organisation. Können aufgrund dessen Kunden nicht bedient werden, folgen unabsehbare Kosten. Bemerkt der Fahrer erst spät, dass Benzin statt Diesel im Tank ist, besteht die Gefahr eines Motorschadens – im schlimmsten Fall muss das Fahrzeug ersetzt werden.
Falsch tanken verhindern: Tipps für die Fuhrparkleitung
Falsch getankt und Kosten in Höhen von mehreren Hundert oder sogar Tausend Euro verursacht: Um das zu verhindern, sollten Mitarbeiter zu mehr Aufmerksamkeit an der Zapfsäule sensibilisiert werden. Auf den richtigen Kraftstoff sollte zudem an gut sichtbaren Arealen im Fahrzeug aufmerksam gemacht werden – spätestens am Tank selber. Ob Benzin statt Diesel oder Diesel statt Benzin eingefüllt wurde, verraten auch die Daten von (digitalen) Tankkarten. Sie fließen in die Fuhrparksoftware ein, sodass gegebenenfalls nicht gemeldete Fehlbetankungen vom Management aufgedeckt werden können.
Kurzvideo Fehlbetankung
Folgende Artikel und Vorlagen könnten Sie auch interessieren:
- Fahrtenbuch Vorlage
- Guide zur Fahrtenkategorisierung
- Mustervertrag zur Dienstwagenüberlassung
- eBook Datenschutz im Fuhrpark
- Fahrerassistenzsysteme – in Zukunft immer mehr verpflichtend
- Firmenwagenversteuerung – Vergleichsrechnung
- 17 Songs für mehr Spaß beim Autofahren
- Tankkarte Privatkunden: Welche Möglichkeiten gibt es?
2 Antworten
Ich war gestern bei meinem Treibstofflieferant auf der Tankstelle und habe zum ersten Mal in meinem Leben falsch getankt. Damit war ich echt überfordert und wollte überlegen, wie ich da in Zukunft vielleicht besser reagieren kann. In die Werkstatt geschleppt habe ich das KFZ natürlich, hatte jedoch dummerweise den Motor noch kurz an.
Hallo Herr Bartschneider,
das ist natürlich sehr ärgerlich, tut uns leid zu hören, dass der Fall bei Ihnen eingetroffen ist. Vielleicht hilft ein kleiner Aufkleber auf der Tankklappe?
Viele Grüße,
Nora Emig
(Boxenstopp Team)