Ein stabiles Wirtschaftswachstum bedarf einer guten Logistikperformance, denn beide Bereiche sind heutzutage untrennbar miteinander verbunden. In unserer globalisierten Welt sind gut funktionierende und weltweit vernetzte Warenströme die Grundlage für Wohlstand und stetiges Wirtschaftswachstum. Eine starke Logistik- und Transportwirtschaft, die diese Ströme koordiniert und organisiert, ist dafür essentiell. Betrachtet man den LPI – “Logistic Performance Index” verschiedener Länder, lässt sich feststellen, dass Deutschland den von der Weltbank erstellten Index schon seit Jahren anführt. Nach 2014 und 2016 wurde Deutschland 2018 zum dritten Mal hintereinander zum “Logistikweltmeister” gekürt. Die durch Covid-19 hervorgerufene Pandemie stellt die deutsche Logistikbranche jetzt allerdings auf die Probe. Um die Versorgungssicherheit auch im Falle der Pandemie zu gewährleisten, reagiert die Politik mit neuen Maßnahmen.
Maßnahmen zur Versorgungssicherheit
Am 25.03.2020 stellte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer einen, in Zusammenarbeit mit den Branchenverbänden ausgearbeiteten, Maßnahmenkatalog vor. Dieser soll für mehr Flexibilität sorgen und den nationalen sowie internationalen Herausforderungen besser gerecht werden. Das oberste Ziel des Maßnahmenkatalogs besteht darin, eine stabile Grundversorgung und einen ungehinderten Warenverkehr in Deutschland sowie über die Grenzen hinaus sicherzustellen. Dies soll vor allem durch folgende Maßnahmen erreicht werden:
- Aufhebung von Sonn- und Feiertagsfahrverboten für Lkws
- Lockerung der Lenk- und Ruhezeiten für Transporte von bestimmten Waren wie zum Beispiel Treibstoff, medizinische Produkte oder Lebensmitteln
- Zur Beschleunigung des Güterverkehrs sollen nach Möglichkeit gesonderte Spuren für den Warenverkehr eingerichtet werden.
- Die Versorgung und Verpflegung an Autohöfen und Rastanlagen sollen verbessert und die hygienischen Bedingungen optimiert werden.
In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Güterverkehr und Logistik sollen insbesondere optimale Verhältnisse bei den Verpflegungs- und Ruhemöglichkeiten an den Rastanlagen entlang der Autobahnen sichergestellt werden. Um mehr Flexibilität und Mobilität für Logistikunternehmen zu gewährleisten, kommt es auch zur Aussetzung verschiedener Regelungen und Fristen:
- Berufskraftfahrerqualifikationen sowie Weiterbildungs- und Schulungsmaßnahmen werden aufgeschoben
- Es kann bei einem abgelaufenen TÜV die Hauptuntersuchung um “einige Monate” verschoben werden
Andere Maßnahmen zur weiteren Verbesserung des Güter- und Warenverkehrs sind:
- Bessere und schnellere Versorgung über den Wasserweg: Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung erhöht die Besetzung der Schleusen von 10 auf 16 Stunden.
- Der Taxiverband möchte den Medikamententransport von der Apotheke zum Endverbraucher für sich in Quarantäne befindende Personen übernehmen.
- Autovermietungen sollen Fahrzeuge für Pflegepersonal zu einem günstigen Festpreis zur Verfügung stellen, um die Pflegekräfte zu entlasten und deren Mobilität zu gewährleisten.
- Das Baugewerbe soll die vom Bund finanzierten Baustellen weiterhin bearbeiten; die Arbeiter müssten dabei aber besser geschützt werden.
Um die Menschen trotz der Pandemie zu versorgen, soll der Güter- und Warenverkehrs durch flexible Maßnahmen weiterhin gewährleistet werden. Logistikunternehmen werden unterstützt und Investitionen in die Infrastruktur getätigt. Ein Zusammenbruch der Logistik- und Transportwirtschaft hätte wirtschaftliche und gesundheitliche Folgen für Deutschland. Im Hinblick auf die Zeit nach einer Pandemie gilt es, die notwendige Infrastruktur auch länderübergreifend zu sichern, um einen wirtschaftlichen Aufschwung für Europa zu ermöglichen. Solidarität und ein lösungsorientiertes Handeln sind gefordert.
Durch Digitalisierung aus der Krise
Die Pandemie stellt die Logistik- und Transportwirtschaft vor Herausforderungen. Das gesellschaftliche und wirtschaftliche Geschehen in Deutschland und Europa wird dadurch beeinflusst. Paketdienstleister sind durch vermehrte Online-Bestellungen überlastet, dringend benötigte medizinische Produkte können nicht geliefert werden. Die Aufrechterhaltung funktionierender Lieferketten von Gütern und Waren vom Hersteller bis zu den privaten und gewerblichen Empfängern bleibt daher unerlässlich. Mögliche Sperr- oder Quarantänezonen sowie vor allem die Wartezeiten an den Grenzübergängen stellen Transportunternehmen derzeit vor Probleme. Sonderspuren für die Lkw-Grenzabfertigung – aber insbesondere auch Telematik-Lösungen – könnten eine Antwort auf die schwierige Situation an Deutschlands Grenzen sein.
Logistikunternehmen, die moderne Telematik-Lösungen für das Auftragsmanagement oder die Routenoptimierung in ihren Fahrzeugen installiert haben, sind jetzt im Vorteil. Aufträge lassen sich durch die Telematik-Lösungen effizienter abwickeln und Kontaktpunkte zwischen Zusteller und Empfänger besser managen. Laut Verkehrsminister Scheuer ist aus diesen Gründen mit einem hohen Zuwachs an digitalen Lösungen im Güter- und Warenverkehr zu rechnen. Logistikunternehmen sollten sich deshalb mit der Frage auseinandersetzen, ob für ihren Betrieb eine Telematik-Lösung eine sinnvolle Möglichkeit für das Fuhrparkmanagement darstellt – und das nicht nur in Zeiten einer Pandemie.