Dienstwagenprivileg abschaffen – oder behalten?

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Das Dienstwagenprivileg 2023 mit einem Firmenwagen ist nicht nur ein Anreiz für Mitarbeiter – es bringt oft finanzielle Vorteile mit sich. Doch ist das in Zeiten wandelnder Mobilität noch zeitgemäß? Oder muss man das Dienstwagenprivileg reformieren? Ein Blick auf die aktuelle Lage.

Das Dienstwagenprivileg steht zunehmend in der Kritik und ist damit in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Es gibt Befürworter und Gegner, die darüber diskutieren, ob es in seiner aktuellen Form bestehen bleiben sollte oder ob eine Reform oder gar Abschaffung notwendig ist. Doch was sind die Vor- und Nachteile des Dienstwagenprivilegs? Und warum  wird die aktuelle politische Debatte so vehement geführt? 

Warum es das Dienstwagenprivileg 2023 gibt

Das Dienstwagenprivileg wurde ursprünglich eingeführt, um Arbeitnehmern eine steuerliche Vergünstigung zu bieten. Unternehmen können ihren Mitarbeitern Dienstwagen zur Verfügung stellen, die auch privat genutzt werden dürfen, und dabei Steuervorteile genießen.

Allerdings führt die private Nutzung des Dienstwagens zu einem sogenannten geldwerten Vorteil, der versteuert werden muss. Dafür stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung: Entweder man führt über jede private Fahrt ein Fahrtenbuch. Auf der anderen Seite lässt sich die sogenannte Ein-Prozent-Regel nutzen. Dabei zahlt man jeden Monat für einen Prozent des Bruttolistenpreises des Fahrzeugs Steuern. Auch Selbstständige und Freiberufler:innen können die berufliche Nutzung ihres Autos steuerlich geltend machen und somit einen Dienstwagen fahren.

Dienstwagenprivileg Versteuerung

Wer profitiert vom Dienstwagenprivileg?

In erster Linie profitieren Arbeitnehmer, die den vom Arbeitgeber finanzierten Dienstwagen fahren können. Sie können das Fahrzeug sowohl für dienstliche als auch für private Zwecke nutzen, was viele als attraktiven Zusatznutzen empfinden.

 In vielen Unternehmen gehört ein Dienstwagen immer noch zum Standard. Neben den typischen Außendienstleistenden ist dieses Privileg häufig leitenden Angestellten vorbehalten. Dabei ist in manchen Betrieben die Grundregel: Je höher die ArbeitnehmerInnen eingestuft sind, desto größer darf der Motor und die Ausstattung des Autos sein. Klar, dass manche ArbeitnehmerInnen das bis ans Limit ausnutzen, um sich einen leistungsstarken Pkw zu konfigurieren. Das bestätigt auch der Blick auf die Motorleistung: Während private Pkws in Deutschland mit durchschnittlich 115 PS Motorleistung auskämen, hätten privat genutzte Dienstwagen mit 160 PS im Schnitt weitaus mehr Leistung, so eine Analyse der Denkfabrik „Agora Verkehrswende“ und des Öko-Instituts.

Dienstwagenprivileg Kritik: Das sind die Gründe

Die Debatte um die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs hat verschiedene Gründe. Einerseits wird argumentiert, dass es ökologisch und sozial ungerecht ist, da es die Nutzung von umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln nicht fördert. Andererseits gibt es Bedenken hinsichtlich Steuerausfällen und der Gleichbehandlung aller Steuerzahler.

Finanzminister Christian Lindner sieht in dieser Regelung eine steuerliche Vereinfachung, die es den Nutzerinnen und Nutzern erspart, ein Fahrtenbuch zu führen. Kritiker bemängeln jedoch, dass das Dienstwagenprivileg Menschen mit Dienstwagen bevorteilt. Schließlich müssen kein eigenes Auto kaufen. Auch die Ein-Prozent-Regel bevorzugt Menschen finanziell, die sehr viel privat fahren.

Sparen durch Abschaffung des Dienstwagenprivilegs

Das Dienstwagenprivileg sei sozial ungerecht und bremst den Klimaschutz aus. Das ist ein Ergebnis aus einer Studie des Forums Sozial-Ökologische Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag der Klima-Allianz Deutschland, des Deutschen Caritasverbandes und des WWF Deutschland. Laut der Studie fördert der Staat mit bis zu 5,5 Mrd. Euro jährlich überwiegend den Absatz von teuren und CO2-intensiven Verbrenner-Autos. Davon profitieren größtenteils die einkommensstärksten zehn Prozent der Bevölkerung mit mehr als 80.000 Euro Bruttojahresgehalt.

Den größten Anteil an den Neuzulassungen verzeichneten die gewerblichen Halter im Jahr 2023 im Segment der Oberklasse. Laut Statista waren etwa 84,9 Prozent der neu zugelassenen Pkw aus diesem Segment von gewerblichen Haltern. Zwischen Januar und November 2023 sind rund 67,4 Prozent der Neuzulassungen in Deutschland auf gewerbliche Halter zurückzuführen. Das mit Abstand größte Segment stellten auch im November 2023 die SUV dar. Kein Wunder, denn für Firmen sowie FahrerInnen gibt es zusätzliche Steuervorteile für Dienstwagen. Als Profiteure gelten Angestellte, die Limousinen oder SUVs fahren. Das Dienstwagenprivileg kostet den Staat nach Schätzungen jährlich zwischen drei und sechs Milliarden Euro. Die Nutzung öffentlicher, klimafreundlicher Verkehrsmittel wird hingegen unattraktiv, da sie nicht staatlich subventioniert und damit viel zu teurer sind.

Dringend Dienstwagenprivileg reformieren

Umweltverbände sprechen sich schon lange für eine Reformierung der jetzigen Regel aus. „Die aktuelle Dienstwagenbesteuerung ist nicht mehr zeitgemäß und bremst die nötige Mobilitätswende aus. Wir schlagen vor, das Dienstwagenprivileg so umzubauen, dass vor allem kleine E-Autos gefördert werden. Das ist industriepolitisch sinnvoll, leistet einen Beitrag zur Einhaltung der Klimaziele und schafft wichtige haushaltspolitische Spielräume für Investitionen in Klimaschutz und soziale Sicherheit. In den anstehenden Haushaltsverhandlungen sind Finanzminister Lindner und Verkehrsminister Wissing gefordert, das Einsparpotential klimaschädlicher Subventionen zu nutzen, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, erklärt Stefanie Langkamp, politische Geschäftsführerin der Klima-Allianz Deutschland.

Verkehrsplaner der SPD schlagen vor, die Steuern für Dienstwagen mit Verbrennungsmotor zu erhöhen und ein neues System einzuführen, das sich nach den CO2-Emissionen richtet. So wird laut dem „Handelsblatt“ eine Reform der Dienstwagenbesteuerung vorgeschlagen, die den Fokus auf umweltfreundliche Antriebe legt. Aktuell zahlen Fahrer von Dienstwagen mit Verbrennungsmotor höchstens ein Prozent des Bruttolistenpreises, zuzüglich eines Betrags für die Entfernung vom Arbeitsplatz, da sie den privaten Gebrauch ihrer Dienstwagen als geldwerten Vorteil versteuern müssen.

Dienstwagenprivileg-Klima

Dienstwagenprivileg Vorteile

Für Das Unternehmen

  • Firma kann den geldwerten Vorteil vom Gehalt abziehen
  • Mehr Kosten sind von der Steuer absetzbar wie Kfz-Steuer, monatliche Versicherungen, Wartungs-, Reparatur- und Unterhaltskosten für das Auto, auch Tüv etc.
  • Günstig, wenn die Angestellten den Wagen nur selten privat nutzt

Für die Angestellten

  • Muss nicht selbst für die Kosten der Instandhaltung, der Kfz-Steuer, und der Treibstoffkosten aufkommen
  • Günstig bei häufiger privater Nutzung des Wagens
  • Braucht keinen Zweitwagen
  • Attraktive Mitarbeiterleistung
  • Steuervorteile für Arbeitgeber und Arbeitnehmer
  • Flexibilität bei der Nutzung des Fahrzeugs

Dienstwagenprivileg Nachteile

Für das Unternehmen

  • Am Anfang höhere Kosten, zum Beispiel durch Anschaffung
  • Erheblicher Arbeitsaufwand
  • ArbeitgeberInnen sind vertraglich gebunden
  • Soziale Ungerechtigkeiten bei der steuerlichen Förderung
  • Potenzielle Steuerausfälle für den Staat

Für die Angestellten

  • Einbuße beim Lohn, welche bei einem teuren Wagen erheblich sein kann
  • Wenig oder kein Vorteil, wenn der Wagen selten privat genutzt wird
  • Hoher Verlust im Falle des Wegfalls des Dienstwagenvorteils, vor allem bei fehlender vorheriger Übereinkunft mit den ArbeitgeberInnen
  • Umweltauswirkungen durch vermehrten Autoverkehr

Wird das Dienstwagenprivileg bald abgeschafft?

Das ist völlig unklar. Die politische Lage ist in Bewegung, und verschiedene Länder diskutieren über mögliche Reformen oder Abschaffungen des Dienstwagenprivilegs. Die Entscheidungen variieren von Land zu Land, aber die Diskussion bleibt in jedem Fall präsent.

Obwohl Bundeskanzler Olaf Scholz bereits die Führungskräfte der Autoindustrie ins Kanzleramt lud, um die Dienstwagenbesteuerung zu erörtern, gibt es bisher keine Einigung. Im Zentrum der Diskussion stand die Frage, wie das Ziel von 15 Millionen vollelektrischen Pkw bis 2030 erreicht werden kann. Die Grünen sehen ebenfalls Handlungsbedarf und betonen, dass der geldwerte Vorteil von Dienstwagen stärker am tatsächlichen Vorteil orientiert werden sollte. Die FDP lehnt den Vorschlag ab, während die CDU Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Autoindustrie äußert. 

Was bedeutet der Wegfall des Dienstwagenprivilegs?

Der Wegfall des Dienstwagenprivilegs könnte sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber erhebliche finanzielle Auswirkungen haben. Es würde wahrscheinlich eine verstärkte Nutzung umweltfreundlicherer Verkehrsmittel fördern, könnte jedoch auch dazu führen, dass Unternehmen ihre Vergütungspakete überdenken.

Die Befürworter:innen des Dienstwagenprivilegs verweisen unter anderem auf die Konsequenzen für die Autoindustrie. Befürworter der bisherigen Regelung weisen auf die große Bedeutung für die deutsche Automobilindustrie hin. Firmenwagen sind dem Verband der Automobilindustrie VDA zufolge für die deutschen Hersteller sehr wichtig. Der deutsche Marktanteil habe bei Dienstwagen im vergangenen Jahr 82 Prozent betragen, im Gesamtmarkt dagegen nur 68 Prozent.

Ein Vorschlag zur künftigen Besteuerung von Dienstwagen

  • Die Bertelsmannstiftung empfiehlt ab 2024 die 1-%-Regel für sämtliche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor und Plug-in-Hybride einheitlich auf zwei Prozent des Bruttolistenpreises pro Monat anzuheben. Für Elektroautos bleibt vorerst der bestehende Steuervorteil erhalten: Fahrzeuge mit einem Bruttolistenpreis von bis zu 60.000 Euro unterliegen einer pauschalen Besteuerung von 0,25 Prozent. Bei Bruttolistenpreisen über 60.000 Euro beträgt die pauschale Besteuerung 0,5 Prozent.

  • Es ist ratsam, ein Enddatum für die steuerlichen Vergünstigungen von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) in der Dienstwagenbesteuerung festzulegen, vorzugsweise bis zum Jahr 2030 oder sobald das aktuelle Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen Elektrofahrzeugen erreicht ist. Der schrittweise Abbau der Vergünstigungen für elektrische Dienstwagen könnte in Betracht gezogen werden, um zu verhindern, dass eine weitreichende Subventionierung von Elektrofahrzeugen im Dienstwagensektor fest verankert wird und über den Zeitpunkt des Markthochlaufs hinaus bestehen bleibt. Dies hätte den zusätzlichen Vorteil, den Anreizeffekt zu verstärken und die Elektrifizierung möglicherweise zu beschleunigen.

  • Die Besteuerung des Arbeitswegs bleibt unverändert und beträgt weiterhin 0,03 Prozent pro Kilometer der einfachen Strecke zwischen Arbeits- und Wohnstätte. Die Möglichkeit einer detaillierten Abrechnung privater Fahrten bleibt erhalten und kann idealerweise durch digitale Lösungen unterstützt werden, die den Datenschutz gewährleisten.

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Fazit

Die Debatte um das Dienstwagenprivileg ist komplex und berührt verschiedene wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte. Ob es reformiert oder abgeschafft wird, hängt von politischen Entscheidungen und gesellschaftlichen Prioritäten ab. Wer einen Dienstwagen privat nutzt, bekommt Anschaffungskosten, Steuern und teilweise auch Sprit vom Arbeitgeber bezahlt. Diesen geldwerten Vorteil muss die Nutzerin oder der Nutzer des Autos versteuern. Kritiker des Dienstwagenprivilegs führen an, dass vor allem Einkommensstarke davon profitieren. Subventioniert werden dabei überdurchschnittlich Oberklassemodelle und SUV, weniger Kleinwagen.

Es wird spannend sein zu sehen, wie sich diese Debatte in entwickelt und welche Auswirkungen sie auf die Arbeitswelt und die Umwelt haben wird. Kritiker bemängeln ebenfalls: Die steuerlichen Vergünstigungen für Dienstwagen sollen verringert und die Pauschalbesteuerung abgeschafft werden, um öffentliche Verkehrsmittel interessanter zu machen. Mit dieser Argumentation schließt sich letztlich auch der Kreis zu den umweltpolitischen Aspekten der Kritik.

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