- Dezember 5, 2019
- Lesedauer: 6 Minuten
Wie die mobile Zukunft aussieht, weiß niemand genau. Fest steht aber, dass neue Antriebsmöglichkeiten und Mobilitätskonzepte ein stärkeres Umweltbewusstsein prägen. Für den Fuhrpark selbst kann das kostengünstigere und nachhaltigere Beschaffungsmöglichkeiten bedeuten. Welche Herausforderungen auf Sie zukommen, erfahren Sie hier.
Neue Zeiten, neue Aufgaben. Das aktuelle Rollenbild des Fuhrparkleiters wird sich zukünftig maßgeblich verändern. Dank des technischen Forstschritts, der Digitalisierung und der Variationsbreite der Fortbewegungsmittel nimmt er immer mehr die Rolle des Mobilitätsmanagers ein. Zum einen wünschen sich Mitarbeiter individuelle, auf sie zugeschnittene Angebote der Mobilität. Das kann vom klassischen Bereitstellen eines Dienstwagens, von Dienstfahrrädern, Carsharing-Modellen bis zum Zuschuss eines Jahrestickets zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel reichen. Zum anderen muss sich der Fuhrparkleiter auf technische Innovationen einlassen. Neue Antriebsmöglichkeiten wie Elektro- und Hybridmotoren, Leichtfahrzeuge und self-driving Cars bereichern zum Teil jetzt schon den Fuhrpark. Die Arbeit wird durch diese Aufgaben für die Verantwortlichen anspruchsvoller und komplexer. Aber welcher Mix und welche Möglichkeiten bieten sich für den Fuhrpark der Zukunft an?
Mobilitätsmix der Zukunft
Der perfekte Fuhrpark der Zukunft ist ein bunter Mix aus allen Möglichkeiten. Entscheidend für den Erfolg und die Effizienz eines nachhaltigen Fuhrparks sind flexible Konzepte, die Carsharing, Elektromobilität und alternative Antriebsmöglichkeiten kombinieren.
Nachhaltigkeit rückt in allen Bereichen in den Fokus – ganz besonders bei der Mobilität. Bereits 2025 sollen die Durchschnittspreise von Elektroautos laut einer Bloomberg-Studie unter jenen für fossilbetriebene liegen. Mittlerweile haben bereits Länder wie Großbritannien und Frankreich angekündigt, dass Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2040 nicht mehr verkauft werden dürfen. In Deutschland soll es 2050 so weit sein. Ganz oben auf der Liste der Internationalen Automobilausstellung IAA 2021 stehen die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Sauberen, sparsamen Antrieben und Automobilen der modernsten Generation plus einem umfassenden Mobilitätsmix einschließlich Pkw, E-Bikes, E-Scootern und der Einbindung des ÖPNV soll breiter Raum gewährt werden.
Nachhaltig – aber richtig
Nachhaltigkeit ist in der heutigen Zeit ein weit verbreiteter Begriff. Damit Nachhaltigkeit nicht nur ein attraktives Luftschloss bleibt, muss sie vorgelebt werden. Denn für die Bindung von zukünftigen Kunden und Geschäftspartnern spielt das grüne Image eine entscheidende Rolle. Die Ausrichtung auf den richtigen Mobilitätsmix im Fuhrpark sollte also höchste Priorität genießen. Umdenken lohnt sich – und eine durchdachte Neuorientierung mit Fahrzeugen, die alternative Antriebsformen nutzen, bringt neben Einsparungen auch Prestige.
Der Mix macht’s
Monokultur in der Landschaft schadet den Böden und ist langfristig unwirtschaftlich. So ähnlich sieht es mit dem Fuhrpark aus, wenn er nicht alle technologischen Möglichkeiten sinnvoll vereint. Alternative Mobilitätsangebote wie Car-Sharing, Ride-Sharing (z.B. Moia), und Ride-Hailing (wie etwa bei Uber) sind längst in der breiten Masse angekommen und können in den Mix mit einbezogen werden. Mikromobilität mit E-Tretrollern, E-Bikes und E-Scootern stellt ebenso eine nachhaltige Fortbewegung sicher. Sie sind klein benötigen keine Parkplätze und lassen sich schnell aufladen. Gerade in Ballungsgebieten ist das von Vorteil und hilft Nutzern, sich flexibel fortzubewegen.
E-Autos: Gewinner in der Stadt
Elektroautos sind die erste Wahl im innerstädtischen Raum und werden bereits von vielen Unternehmen genutzt. Auf Kurzstrecken von bis zu 200 Kilometer bieten sie deutliche Vorteile gegenüber konventionellen Pkw. Etabliert hat sich die Elektromobilität bereits in der Logistik, besonders bei Paket- und Briefauslieferung – aber auch bei der Belieferung mit Lebensmitteln. Echte Nachhaltigkeit gekoppelt mit Umweltnutzen liegt bei Elektroautos aber nur dann vor, wenn die Betankung mit regenerativen Energien erfolgt. Ab einer gewissen Fuhrparkgröße wäre es sinnvoll, eine unternehmenseigene Photovoltaikanlage anzuschaffen, um den Strom für die Fahrzeuge selbst zu erzeugen. Doch was macht den perfekten Mobilitätsmix zukünftig aus?
Die Deutsche Post DHL Group hat es vorgemacht: Einen großen Teil des Fuhrparks haben sie auf sogenannte Streetscooter umgestellt. Das sind Elektrofahrzeuge, die auf kürzeren und mittleren Strecken unterwegs sind. Gerade für kleinere Fuhrparks oder für Kurzstrecken kann das Umstellen auf Elektrofahrzeuge Sinn machen. Hinzu kommt, dass es für Elektroautos attraktive Prämien gibt, die zur zusätzlichen Minimierung der Flottenkosten beitragen.
- Die Kfz-Steuer wird für den Zeitraum von zehn Jahren ausgesetzt, sofern das E-Auto noch bis zum 31. Dezember 2020 zugelassen wird. Anschließend gilt eine Ermäßigung von 50 Prozent für reine Elektrofahrzeuge.
- Mitarbeiter müssen das kostenlose Auftanken ihrer eigenen Elektrofahrzeuge mit Strom nicht mehr versteuern. Arbeitgeber brauchen die Energiemenge nicht mehr messen und berechnen, der bürokratische Aufwand verringert sich.
- Eine Steuerbefreiung gilt für das Laden eines E-Autos als Firmenfahrzeug, Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass ein Fahrtenbuch geführt wird.
- Umweltbonus für die Anschaffung von Elektro- und Hybridfahrzeugen, der bei der BAFA gestellt werden muss. Die Prämie beträgt vorrausichtlich bis zum 31. Dezember 2019 immerhin 3.000 Euro für Hybridfahrzeuge und 4.000 Euro für Elektroautos.
Das sind nur einige Förderungsmöglichkeiten, die Unternehmen bei der Umstellung auf oder Anschaffung von Elektrofahrzeugen nutzen können.
Intelligente Mobilitätsbudgets für zufriedene Mitarbeiter
Immer häufiger wünschen sich Arbeitnehmer, ihre Mobilität selbst zu bestimmen und flexibel auszuwählen. Das gelingt mit intelligenten Mobilitätsbudgets, bei denen sich Mitarbeiter die passenden Transportmittel individuell aussuchen: Egal, ob Dienstfahrrad, Carsharing oder doch ein klassischer Dienstwagen. Angebote hat die Boston Consulting Group in Zusammenarbeit mit Sixt unter dem Namen „Mobility as a Service“ umgesetzt. Belmoto Mobility wiederum bietet eine Prepaid Karte mit einem breiten Partnerangebot an. Dabei wählen Mitarbeiter aus den Dienstleistern aus und buchen diese flexibel. Unternehmen können so nicht nur die Emissionen, sondern auch die Fuhrparkkosten senken – und auch die Mitarbeiter sind zufrieden.
Corporate Carsharing für sinnvolle Auslastung
Ein weiterer wichtiger Baustein eines modernen Fuhrparks ist Corporate Carsharing. Bei diesem Mobilitäts-Modell geht es um die optimale Auslastung der Fahrzeuge bei gleichzeitiger Senkung der Kosten im Fuhrpark. Statt pro Abteilung Fahrzeuge anzubieten, sind alle Fahrzeuge für alle Mitarbeiter reservierbar – und das stundenweise und teilweise auch für private Fahrten. Pool- und Carsharinglösungen lohnen sich also, wenn Mitarbeiter regelmäßig ein Fahrzeug benötigen, jedoch nicht so oft wie einen eigenen Firmenwagen. Der Vorteil: Insgesamt sind weniger Fahrzeuge notwendig, aufwendige Rückgabeprozesse entfallen und die Gesamtkosten reduzieren sich. Auch öffentliche Carsharing-Angebote sind eine Option. Sie machen jedoch nur für Unternehmens Sinn, die einen zentralen Firmensitz haben und flexibel in der Fahrzeugnutzung sein wollen.
Mikromobilität für kurze Strecken
Neben klassischen Beschaffungsmethoden empfiehlt es sich als Fuhrpark neue Möglichkeiten in Betracht zu ziehen. Eine davon wäre die Mikromobilität. Darunter versteht man elektrisch angetriebene Kleinstfahrzeuge, die alternativ zu herkömmlichen Transportmitteln genutzt werden. Elektrofahrräder, E-Scooter oder Segways sind emissionsfrei und leise. Da die Fahrzeuge klein und platzsparend sind, bieten sie vor allem in Großstädten ein flexibles Fortbewegungsmittel. Für was man sich auch entscheiden sollte, in jedem Fall gilt: Der perfekte Fuhrpark der Zukunft ist ein Mix aus allen Möglichkeiten.
Blick in die Zukunft
Die AG 2 der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) empfiehlt die intelligente Verknüpfung und Mischung diverser Technologien als den besten Weg zur CO2-Reduktion. Wasserstoff und Brennstoffzelle, Biomassierte Kraftstoffe sowie E-Mobilität mit Oberleitungs-Lkw: das sollen die wichtigsten zukünftigen Innovationen zur CO2-Reduktion sein. Aufgrund der Energiedichte von Wasserstoff bietet sich schon heute der Einsatz von Brennstoffzellen an, betonen die Experten. Insbesondere in Fahrzeugen mit hohen Fahrleistungen wie beispielsweise schwere Nutzfahrzeuge. Dabei wird der Verkehr auf deutschen Straßen weiter rasant wachsen: Nach Schätzungen werden im Jahr 2040 deutsche Autofahrer mit Pkw und Nutzfahrzeugen pro Jahr 900 Milliarden Kilometer zurücklegen. Das sind rund 25 Prozent mehr als noch im Jahr 2010. Dies ist eines der Ergebnisse der Studie „Tankstelle der Zukunft in der Großstadt“ von Aral und in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Mehr Verkehr und Lufttaxis
Bis 2040 sollen laut dieser Studie Nutzfahrzeuge ihre Fahrleistung gegenüber heute verdoppeln. Grund dafür ist vor allem das E-Commerce-Geschäft und eine steigende Fahrleistung des Güterverkehrs. Robotertaxis werden dann einen Teil der Beförderungsaufgaben übernehmen. Auch der Umstieg vom autonomen Flottenfahrzeug auf ein geliehenes E-Bike oder sogar dann existierende Lufttaxis sei Teil der Vision für die Großstadt. Ein Hinweis für die künftige Aufteilung des Mobilitätsmixes in Unternehmen hat die Studie ebenfalls parat: Die Fahrzeuge des Jahres 2040 sollen größtenteils mit Hybrid-Antrieb fahren, erklären die Experten. Das Mineralölunternehmen rechnet mit einem Anteil von 58 Prozent an der Pkw-Flotte. Dazu kommen 16 Prozent Plug-in-Hybride. Ganz ohne Verbrennungsmotor kommen nur die rund drei Prozent reinen Elektroautos aus. Ergänzend sollten im Straßenverkehr strombasierte und kurzfristig auch biomassebasierte Kraftstoffe der zweiten Generation beispielsweise in der Bestandsflotte eingesetzt werden.
Umdenken in Firmen
Das Arval Mobility Observatory (AMO) Fuhrpark-Barometer 2019 erkennt eine Wende im Flottenmanagement. Mittlerweile haben deshalb auch viele deutsche Unternehmen neue Antriebsarten wie Elektro, Hybrid oder Plug-In-Hybrid auf der Liste: Während noch vor zwei Jahren lediglich 15 Prozent der Befragten angaben, Hybrid-Fahrzeuge zu nutzen oder deren Integration in die Flotte zu planen, liegt der Wert nun mit 35 Prozent deutlich höher. Im europäischen Vergleich der 13 Länder rückt Deutschland damit von Platz 10 auf Platz 5 vor. Auch Mobilitätsalternativen wie Fahrgemeinschaften oder Carsharing finden langsam Anklang. Insgesamt gaben 27 Prozent der deutschen Unternehmen an, dass sie Fahrgemeinschaften eingeführt haben oder starten wollen, bei Carsharing liegt der Wert bei 24 Prozent.
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