Carsharing

Unter Carsharing wird zunächst einmal nur das organisierte gemeinschaftliche Nutzen von Automobilen auf der Basis von Rahmenvereinbarungen verstanden. Darunter fallen also sämtliche Arten, bei denen Menschen sich ein Auto teilen. Grundsätzlich kann zwischen professionellen oder auch semi-professionellen Dienstleistungsangeboten und einem privaten Teilen ohne ökonomische Interessen unterschieden werden. Für gewöhnlich wird, wenn vom Carsharing gesprochen wird, allerdings von Dienstleistungsangeboten gesprochen.

Die verschiedenen Arten von Carsharing

Carsharing erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Bei den kommerziellen Anbietern waren zu Beginn des Jahres 2019 in Deutschland etwa 2,46 Millionen Menschen registriert. Das sind über 16 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Dabei gibt es jedoch unterschiedliche Arten an Carsharing, die sich mitunter enorm von einander unterscheiden können.

Stationäres Carsharing – der Klassiker​

Verfügbare Autos zum Carsharing

Stationäres Carsharing ist die klassische und zugleich am weitesten verbreitete Version, bei der das buchbare Fahrzeug von einer Station des professionellen Dienstleisters abgeholt werden muss. In der Regel kann der Kunde vorab per Internet ein Fahrzeug buchen, holt es von der Station ab und muss es nach dem Gebrauch wieder zu der Station zurückbringen. Hier stehen jede Menge an verschiedenen Fahrzeugtypen zur Verfügung. Bei den meisten Anbietern werden die Kosten durch die beiden Faktoren Zeit und Kilometer bestimmt, wobei zumeist geringe Kosten pro Stunden anfallen und es auch Kilometerpauschalen gibt. Tanken kann der Kunde in der Regel kostenlos mit einer speziellen Tankkarte. Oft muss er dafür sorgen, dass der Tank nach dem Gebrauch zu etwa einem Viertel voll ist.

Free-Floating Carsharing - Die flexible Variante

Beim Free-Floating Carsharing gibt es keine festen Stationen, sondern die buchbaren Autos werden von den Kunden innerhalb eines festgelegten Gebietes an einem beliebigen Ort abgestellt und entsprechend gefunden. Mittels Chipkarte oder Smartphone kann ein Fahrzeug geöffnet und damit zugleich gebucht werden. Online lässt sich zudem schauen, wo ein freies Fahrzeug steht. Dieses Konzept bietet ein hohes Maß an Flexibilität, ist allerdings tendenziell eher nur in Großstädten vorhanden. Es braucht keine spezielle Reservierung, sondern es kann auch spontan ein zufällig gefundenes Fahrzeug genutzt werden. Die Kosten sind meist allerdings etwas höher als bei dem stationären Carsharing.

Corporate Carsharing als Mitarbeiterbenefit

Das Corporate Carsharing bezeichnet das Bereitstellen eines Fahrzeuges von einer Firma für seine Mitarbeiter. Es handelt sich praktisch um das Teilen eines Dienstwagens. Je nach Firma und Modell steht also ein Firmenwagen einem bestimmten Pool von Mitarbeitern zur Verfügung. Dies kann aus ökonomischen, ökologischen oder auch aus Gründen der Mitarbeitermotivation geschehen. Besonders in Bezug auf die Versteuerung ist es wichtig zu definieren, ob die Fahrzeuge auch im privaten Rahmen genutzt werden dürfen. Ist das der Fall, entsteht ein sogenannter geldwerter Vorteil, der versteuert werden muss. Den Mitarbeitern, die Zugriff auf den Fahrzeugpool haben, entstehen also Kosten.

Privates Carsharing

Im Gegensatz zu den professionellen Varianten sind es bei dem privaten Carsharing Privatpersonen, die ihr temporär ungenutztes Fahrzeug teilen. Die Vermittlung geschieht über Online-Plattformen, die sich auch um die Zahlung und um den Versicherungsschutz kümmern. Diese Variante ist oftmals besonders günstig und kann vor allem eine Alternative im ländlichen Gebiet sein, in denen es keine Fahrzeugflotten der professionellen Anbieter gibt. Dennoch ist dieses Konzept gerade auch in Großstädten verbreitet.

Entwicklung, Trends und Tendenzen des Carsharings

Mann mit Smartphone vor Auto
Beim Carsharing sind digitale Lösungen wie Smartphone-Apps zur Fahrzeugbuchung beliebt.

Der große Wachstum und die vermehrte Ausbreitung des Carsharings dürfte noch weiter zunehmen. Dabei ist höchstwahrscheinlich mit einer besonderen Zunahme des Free-Floating Modells zu rechnen, wobei auch das stationäre Carsharing weiter ausgebaut werden wird. In jedem Fall gibt es zumindest in den größeren Städten zunehmend Bewohner, die angesichts dieser Entwicklung auf ein eigenes Auto verzichten. Ob und inwiefern das Carsharing allerdings eine Lösung bei drohenden Problemen bezüglich der Verkehrsdichte oder auch hinsichtlich der Ökologie sein kann, lässt sich derzeit noch nicht sagen. 

Gerade für Unternehmen mit Fuhrpark ist Carsharing eine Möglichkeit, die Flotte bestmöglich auszulasten.  Welche Vorteile das Carsharing hat und wie die praktische Umsetzung im Fuhrpark gelingt, erfahren Sie in folgendem Interview. 

Interview zum Mobility Sharing im Fuhrpark

Mobility Sharing, oft auch als Carsharing bezeichnet, erleichtert nicht nur Privatleuten die Mobilität im Alltag, sondern kann auch für den Fuhrpark sinnvoll sein. Wann die Implementierung sinnvoll ist und wie Sie am besten in der Umsetzung vorgehen, haben wir in einem Interview mit dem Geschäftsführer der Mobilitäts-Beratung Weiss erfragt.  Lesen Sie hier das komplette Interview. 

1. Wann und warum ist Mobility Sharing für Unternehmen sinnvoll?

Herr Weiss: Eine geteilte Mobilität nutzt Fahrzeuge effizienter, da sich alle Kosten auf mehr Nutzungs-Km oder eine höhere Auslastung über die Zeit verteilen können. In einigen Fällen können Privatfahrten gegen Gebühr als Ertragsquelle genutzt werden.  Mobility Sharing hat somit vielerlei Vorteile für den Unternehmens-Fuhrpark. Zunächst dient der jeweilige Mobilitätsbedarf der Mitarbeiter als Anlass, das Fahrzeug sehr einfach zu reservieren und zu nutzen.  So werden Fahrzeuge durch unterschiedlicher Bedarfsträger im Unternehmen öfter genutzt. Es ergibt sich auch ein Doppelnutzen wenn Dienstwagen und Poolfahrzeug-hybride genutzt werden. Also immer dann, wenn der Dienstwagennutzer das Fahrzeug tagsüber nicht benötigt, gibt er es frei und es steht als Poolfahrzeug bestimmten Nutzern zur Verfügung. 

Darüber hinaus gibt es noch weitere Vorteile für den Fuhrpark. Mobility Sharing ergänzt den öffentlichen Personalverkehr, wenn es Fahrgemeinschaften im Unternehmen gibt. Gleichzeitig unterstützt das die Parkplatzreduzierung. Spezielle Mobilitätsangebote des Unternehmen (Lieferfahrzeug, oder Abschleppfahrzeug on demand) werden so möglich. Und natürlich spielt auch der Nachhaltigkeitsaspekt eine große Rolle: Umweltfreundliche aber zunächst teure Antriebsformen werden so besser ausgelastet ( E Mobilität) und nötige CO2 Reduzierungen werden unterstützt.

Hinzu kommt, dass attraktive Sharing-Fahrzeuge, beispielsweise mit Folierung und Branding, bei der Mitarbeiterbindung bzw. Mitarbeitergewinnung hilft. Vor allem dann, wenn zum Beispiel im ländlichen Raum Verkehrsmittel fehlen.  

Mobility Sharing bereitet heute Organisationen darauf vor, wie zukünftig autonome Bedarfsmobilität genutzt werden kann.

2. Wo fängt ein Unternehmen an, um Carsharing umzusetzen?

Herr Weiss: Als erstes muss der aktuelle Bedarf an Mobilität ermittelt werden: Welche Unternehmensziele zielen auf die geteilte Mobilität ab und in welcher Form sind diese überhaupt nötig? Der Projektverantwortliche sollte sich mit anderen Fuhrparks mit Erfahrung besprechen oder einen neutralen Mobilitätsberater konsultieren. So kann er von wichtiger Erfahrung und notwendigen Kontakten lernen: Die notwendigen Lernprozesse werden kürzer und typische Fehler werden reduziert sowie viel Zeit gespart. Ein wichtiger Tipp – vergessen Sie nicht, den Betriebsrat und den Datenschützer so früh wie möglich einzubinden, um deren Vorbehalte zu kennen und zu berücksichtigen. Grundlegend sollten Sie die aktuellen Fahrprofile, wenn möglich, digital erfassen und auswerten, um den tatsächlichen Bedarf (Häufigkeit, Distanzen, Besatzung und Zuladung der Fahrten) zu beurteilen. 

Der nächste wichtige Schritt ist, sich damit zu beschäftigen, welche Arten von Mobilitätsformen, also ob Fahrräder, PKW, E-Fahrzeuge, Lieferwagen und so weiter, nötig sind und ob alle diese geteilt werden sollen.

Dann muss der Fuhrparkleiter überlegen, welche notwendigen Prozesse zu planen sind und welche dieser später digital durchgeführt werden sollen. Die Prozesse beinhaltet vor allem folgende Aspekte:

  • Neunutzer registrieren, aktivieren, deaktivieren 
  • Führerscheinkontrolle 
  • Fahrzeuge buchen
  • Zugang – schlüssellos, Schlüsselschrank, manuelle Ausgabe 
  • Fahrzeugnutzung: Service, Sauberkeit, Tanken, Akku Laden, Schäden, Werkstatt, GPS bei Privatnutzung aus, Verspätungen bei Antritt oder Rückgabe 
  • Support, auch nachts um 23:30 
  • Abrechnung via Kostenstelle oder ggf. Privatrechnung 
  • Bußgelder 
  • Datenschutz 
  • Privatnutzung ja nein, steuerliche Auswirkungen 

Wichtig ist dabei auch, alle internen Bedarfsträger zu berücksichtigen wie z. B. Finanzierung, Betriebsrat, Datenschutz. Dann erst sollten Sie mögliche Sharing-Lösungen recherchieren und gegen den eigenen Bedarf testen. Daraufhin folgen die Validierung, Pilotphase, Anpassungen und letztlich die Einführung.

3. Welche praktischen Tipps geben Sie Unternehmen mit, die sich zum Carsharing entschließen?

Herr Weiss: Erfassen Sie den Bedarf an Mobilität über Fahrprofile und Nutzerbefragungen. Beginnen Sie dann mit einfachen praktikablen Umsetzungen und streben Sie nicht die „eierlegende Wollmilchsau“ an. Sprechen Sie von Anfang an mit erfahren Fuhrparks oder Beratern, um frühzeitig relevante Probleme und Ihren Bedarf zu hinterfragen und bekannte Stolpersteine zu erkennen. Denken Sie daran: Nur was Sie sehen und testen können, steht Ihnen zur Verfügung. “Geplante“ Erweiterungen von digitalen Lösungen können gegebenenfalls erst viel später zur Verfügung stehen. Überlegen Sie außerdem genau, ob individuell oder von der Stange für Sie die richtige Sharing Lösung ist. Bei Cloud-Lösungen sollten Sie außerdem auf deutsche Serverstandorte achten. Grundsätzlich ist nicht das billigste Angebot die praktikabelste Lösung.  Und lassen Sie die Usability von Lösungen durch Ihre Fahrer und Nutzer im Alltag bewerten und das ganze ohne große Einweisung an Ihren Standorten und ihren Gegebenheiten.

4. Welche Tools sind notwendig, um Carsharing im Unternehmen umzusetzen?

Herr Weiss: Eine äußerst userfreundliche und ausgereifte Buchungslösung gegebenenfalls mit Schnittstelle zum Flottenmanagement und Fahrtenbuch. Ein einfaches Schlüsselmanagement – schlüssellos per Handy, das spart viel Zeit. Alternative Methoden wie Schlüsselschrank oder manuelle Ausgabe ermöglichen es,  auf unterschiedliche Standortanforderungen zu reagieren. Schadenmanagement und automatisierte Supportfunktionen, damit die Nutzer sich auch nachts einfach helfen können. Auch wichtig sind sinnvolle Reporting und Dashboard-Funktionen inkl. Fahrtenbuch, das auch vor ihrem Finanzamt besteht, damit Sie Erfolge auch messen können und den ROI feststellen aber, keine Probleme bei Betriebsprüfungen erwarten müssen.

5. Gibt es No-Gos oder Fehler, die Unternehmen unbedingt beim Carsharing vermeiden sollten?

Herr Weiss: Wenn Sie den gegebenen Bedarf nicht berücksichtigen und die Lösung nicht nutzerfreundlich ist. Und wenn Sie zu viel erwarten und das individuelle All-in-One Paket fordern.

6. Löst Mobility Sharing den klassischen Firmenwagen langsam ab?

Herr Weiss: Das kann man nicht pauschal beantworten, denn Mobility Sharing ist zuerst nur ein Weg, um effektiver und effizienter Mobilität zu gewährleisten. Eher bringt hier das zukünftige Umdenken der Mitarbeiter und neue Arbeitsprozesse den Impuls vom persönlichen Dienstwagen zur effizienten, internen Bedarfsmobilität zu wechseln. Mobility Sharing ist heute der effektivitätssteigernde Prozess für Bedarfsmobilität und damit ein erster Schritt auf dem Weg zur autonomen Bedarfsmobilität der weiteren Zukunft.

Zum Interviewpartner

Wolfgang Weiss ist der Geschäftsführer der Mobilitäts-Beratung Weiss und berät Unternehmen zur Mobilitätsoptimierung im Fuhrpark. Dabei hilft er, Mobilitäts-Ziele zu definieren und schlägt die für das Unternehmen richtigen Lösungen vor. Mehr informationen finden Sie auf der Homepage.

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