Abbiegeassistent

Abbiegeassistenten für Lkw könnten die Zahl der tödlichen Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern deutlich reduzieren. Wie sie funktionieren und warum sie eingesetzt werden – wir wissen es.

Lebensretter Abbiegeassistent

Laut einer aktuellen Untersuchung der Unfallforschung der Versicherer (UDV) endet der Zusammenstoß mit einem Lkw für Fußgänger genauso oft tödlich wie für Radler. 54 Fußgänger und 52 Radfahrer starben 2018 bei einem Unfall mit einem Fahrzeug über 3,5 Tonnen. Grund dafür ist häufig der sogenannte tote Winkel – also der Bereich neben dem Fahrzeug, der trotz Außenspiegel nicht eingesehen werden kann. Um Abbiegeunfälle zu verhindern, sind Assistenzsysteme wie Abbiegeassistenten von 2022 an von der EU für jeden neuen Lastwagen gesetzlich vorgeschrieben. Für Lkws, die bereits auf der Straße sind, gibt es jedoch keine Nachrüstpflicht. Schätzungen des ADFC zufolge sind in Deutschland weniger als 5 Prozent der gemeldeten Lkw mit Abbiegeassistenten ausgestattet.

Viele Radfahrer werden übersehen

Die Unfallforschung der Versicherer schätzt, dass etwa ein Drittel der jährlich im deutschen Straßenverkehr getöteten Radfahrer bei Abbiegeunfällen durch rechtsabbiegende Lkw ums Leben kommen. Dabei werden die Radfahrer vom Lkw in den meisten Fällen überrollt, die Todesrate mit Radfahrern ist in dann sehr hoch. In der Regel werden schwere Unfälle allerdings kaum von Fahrradfahrer verschuldet. Die meisten Todesfälle passieren dabei in folgenden Situationen:

  • Der Radfahrer fährt auf einem Radweg, ist verdeckt durch parkende Autos oder Grünanlagen und der Abstand zum Lkw beträgt zwei bis fünf Meter.
  • Der Radfahrer fährt auf der Fahrbahn direkt neben dem Lkw und der Abstand zum Lkw beträgt zwischen null bis zwei Meter.

So funktioniert ein Abbiegeassistenzsystem

Abbiegeassistenten sollen Lkw- oder Busfahrer warnen, wenn beim Abbiegen Fußgänger oder Radfahrer übersehen werden. Für die Sicherheit sollen Kameras, Ultraschall, Radar- oder Infrarotsensoren zur Erfassung von Objekten im toten Winkel des Fahrzeugs sorgen. Sobald der Fahrer den rechten Blinker setzt oder langsamer fährt, soll sich das Abbiegeassistenzsystem einschalten. Bei Fußgängern oder Radfahrern im toten Winkel erfolgen für den Lkw-Fahrer optische und akustische Signale. Nach Schätzungen von ADFC und Unfallforschung der Versicherer können durch Abbiegeassistenten über 60 Prozent der schweren Unfälle verhindert werden. In Deutschland könnten allein dadurch jährlich etwa 28 Unfälle mit getöteten und 160 mit schwer verletzten Radfahrern vermieden oder die Unfallfolgen deutlich gemildert werden. Abbiegeassistenzsysteme können also erheblich zur Verbesserung der Verkehrssicherheit im Straßenverkehr beitragen und Unfälle zwischen rechtsabbiegenden Lkw und ungeschützten Verkehrsteilnehmern verhindern.

Diese Abbiegeassistenten gibt es

  • Mit Kamera: Bei diesen Systemen nutzt man eine Weitwinkelkamera vorne rechts am LKW. Sie zeigt den gesamten toten Winkel auf der rechten Seite. Zusätzlich wird der Bereich rechts hinter der A-Säule und die ersten sechs Meter des Fahrzeugs im Abstand von 2,5 Metern von vier Sensoren überwacht, die Hindernisse über eine LED-Anzeige im Fahrerhaus anzeigen und per akustischem und visuellen Signal ankündigen.
  • Mit Radar: Ähnlich wie bei der Kamera überwachen Radarsysteme den Bereich rechts neben dem Fahrzeug und erkennen Objekte. Ein optisches Signal plus zusätzlichen Warnton warnt den Fahrer vor einer Kollision.
  • Softwarebasierend mit Kamera: Diese Systeme arbeiten mit einer Kamera in Echtzeit, können Farbveränderungen in der Bildfrequenz erkennen und so über einen Algorithmus Gefahren im toten Winkel lokalisieren. Der Algorithmus kann zwischen bewegten Objekten und statischen Objekten unterscheiden. Beim softwarebasierten System löst der Alarm nur dann aus, wenn sich bewegende Objekte im Gefahrenbereich befinden; statische Objekte werden herausgefiltert.

Abbiegeassistent: So sieht es zukünftig aus

Die politischen Diskussionen über mehr Sicherheit sind in vollem Gange. Nach jetzigem Stand wird die Europäische Kommission den verpflichtenden Einbau von Abbiegeassistenten ab 2022 für neue Fahrzeugtypen und ab 2024 für alle neuen Lkw und Busse vorschreiben. Dafür hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) für 14 Abbiegeassistenzsysteme eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) erteilt. Lang-Lkw mit einer Länge von bis zu 25,25 Meter müssen mit einem Abbiegeassistenten und mitblinkenden Seitenmarkierungsleuchten ausgestattet sein. Für neue Lang-Lkw gilt das seit Juli 2020 und für alle Bestandsfahrzeuge ab dem 01.07.2022.

Förderprogramm „Aktion Abbiegeassistent“

Die „Aktion Abbiegeassistent“ vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) möchte Unternehmen schon vor dem Einführungsdatum auf EU-Ebene verpflichten, ihren Fuhrpark mit Abbiegeassistenten nachzurüsten – oder Neufahrzeuge mit Abbiegeassistenten anzuschaffen. Gefördert werden bei nicht mautpflichtigen Fahrzeugen 80 Prozent der Anschaffungskosten sowie der Einbau – und zwar bis maximal 1.500 Euro pro Fahrzeug. Die Förderung betrifft Nutzfahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 3,5 Tonnen und Kraftomnibusse mit mehr als neun Sitzplätzen einschließlich Fahrersitzplatz, die im Inland für die Ausübung gewerblicher, freiberuflicher, gemeinnütziger oder öffentlich-rechtlicher Tätigkeit angeschafft und betrieben werden. Im Haushalt 2020 stehen rund 10 Millionen Euro für die Umsetzung des Förderprogramms zur Verfügung. Das Förderprogramm wird voraussichtlich fünf Jahre gelten.

Wie sichern Sie sich Ihre Fördermittel?

  1. Unterstützung durch Ihre SVG bei der Beantragung der Fördermittel beim BAG
  2. Eingang des Zuwendungsbescheides abwarten
  3. SVG informieren und förderfähiges Angebot über Ihre reservierten Systeme erhalten

Weitere Infos gibt es auf der Website der Bundesagentur für Verkehr und digitale Infrastruktur.

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