Am besten ist es ja immer, wenn Existenzgründer ihr Gebiet gut kennen. Und einen Lieferservice hat vermutlich jeder schon einmal angerufen, um sich unnötige Wege zu sparen. Obwohl der Markt groß ist und über viele Facetten verfügt, bleibt der Boom im Lieferservice ungebrochen. Laut Statista wird der der Umsatz im gesamten Segment Online Food Delivery 2020 knapp zwei Milliarden Euro betragen. Das größte Marktsegment ist das Segment „Restaurant-to-Consumer Delivery“ mit einem Volumen von knapp 1,75 Milliarden Euro im Jahr 2020. Laut Prognose wird im Jahr 2024 ein Marktvolumen von 2,6 Milliarden Euro erreicht; dies entspricht einem jährlichen Umsatzwachstum von 6,8 Prozent. So weit, so gut. Denn diesen lukrativen Kuchen teilen sich drei große Anbieter in Deutschland. Um wirklich erfolgreich zu agieren, ist es also unerlässlich seinen Markt gut zu kennen.
Marktanalyse vor Gründung des Lieferservices ist wesentlich
Auf dem Lieferservicemarkt tobt nicht nur heftiger Wettbewerb mit immer neuen Akteuren – es gibt auch eine Verdichtung, die zu großer Marktmacht einzelner Player führt. Prominentestes Beispiel in den vergangenen Jahren ist der Lieferdienst Domino’s, der zwar aus eigener Kraft in Deutschland nicht richtig Fuß fassen konnte, durch die Aufkäufe der Franchise-Systeme Joey’s Pizza und Hallo Pizza inzwischen aber zum Pizza-Lieferdienst-Marktführer aufgestiegen ist. Gerade Existenzgründer, die sich mit einem Lieferservice-Franchise-System selbstständig machen möchten, sollten genau auf die angebotenen Konditionen achten. Zwingend ist der Blick aufs kulinarische Angebot, auf die lokale Markenbekanntheit, die Effizienz der Prozesse, das Marketing-, die Innovationskraft und die Wettbewerbssituation am geplanten Standort.
Lieferservice gründen: Nische oder breites Angebot?
Was ist meine Idee, was machen meine Konkurrenten und wo will ich hin? Einen Lieferdienst zu gründen, klingt aufregend – doch wie die Abläufe genau funktionieren, wissen nur die wenigsten. Hinter dem Lieferservice steht im besten Fall eine gut geölte Maschinerie, bei der jedes Rädchen ins andere greift. Also benötigen Gründer eine gute Geschäftsidee, die kaufkräftige Personen anspricht. Und da geht’s bereits los mit der Unsicherheit. Es stellt sich schnell die Frage, ob ich eine exotische Leistung anbieten möchte, die Alleinstellungsmerkmal besitzt. Oder, ob ich mit einem Lieferservice-Franchise-System selbstständig machen möchte.
Weniger ist manchmal besser
Wir kennen das von einigen Restaurants: Die Speisekarte ist mit 250 Gerichten aus verschiedenen Nationen so überfrachtet, dass die Entscheidung schwerfällt. Viel bedeutet nicht zeitgleich auch gute Qualität zu liefern. Wenn Sie sich dazu entschieden haben, einen Lieferdienst zu gründen, sollten Sie sich immer zuerst fragen, was genau Sie liefern wollen. Betreiber eines Lieferdienstes können entweder alles anbieten – oder sie spezialisieren sich auf eine Produktgruppe. Was richtig oder falsch ist, lässt sich pauschal nicht beurteilen. Es kommt auf die Umstände an. Wer alles anbietet, erreicht zwar mehr Menschen, aber begibt sich in einen Bereich mit vielen Mitbewerbern und harter Konkurrenz. Als Lieferdienst muss man dann durch Qualität beim Kunden punkten. Wer sich wiederum spezialisiert, spricht zwar einen weitaus kleineren Kundenstamm an. Aber es herrscht eine überschaubare Konkurrenz, die Chancen bietet, sich wirksamer am Markt zu positionieren.
Die Webseite als Aushängeschild
Funktion und Design bestimmen einen professionellen Webauftritt. Wenn der Auftritt mit bunten Farben und Symbolen überfrachtet ist, fällt die Website zwar auf wie ein Marktschreier auf dem Hamburger Fischmarkt. Seriös geht aber ganz anders. Als Lieferservice-Unternehmer bedeutet das konkret: Geld in fachliches Know-how für eine erstklassige Webseite zu stecken, die eine klare Struktur und Menü-Steuerung anbietet. Dazu zählen:
- moderndes und einladendes Design
- benutzerfreundliche Bedienoberfläche
- schnelle Ladezeiten
- Corporate Identity, die für alle Werbemittel gilt
Allrounder sind bei der Gründung eines Lieferservices gefragt
Sie trauen sich vieles und sind handwerklich begabt? Das ist schon mal eine perfekte Voraussetzung, um einen Lieferservice zu starten. Denn hier sind echte Allrounder gefragt. Jeden Tag warten Überraschungen und anspruchsvolle Aufgaben auf die Existenzgründer. Vom Marketingchef, IT-Spezialist und Lieferant gesellen sich noch viele andere Jobs dazu. Denn die meisten Existenzgründer starten alleine und müssen warten, bis sich das Geschäft trägt. Erst dann geht es darum, weitere Mitarbeiter einzustellen. Das gleiche gilt auch dann, wenn Sie sich für eine Zusammenarbeit mit einem Franchise-Unternehmen entscheiden.
Lieferdienste im Aufwind
Die Menschen haben im Zeitalter der Digitalisierung immer weniger Zeit, weil es immer mehr zu tun gibt. Auf der anderen Seite kommt die Alterspyramide hinzu. So viele Menschen wie nie zuvor erreichen ein hohes Alter, sind aber in ihrer Mobilität eingeschränkt. Gute Voraussetzungen für das Geschäftsmodell des Lieferservices. Zunehmend erweitern auch andere Gastronomie-Konzepte, die ihre Gäste bisher nur vor Ort versorgten, ihr Angebot um Lieferservices. Kein Wunder, dass der Außer-Haus-Markt seit Jahren kräftig wächst. Gemeinsame Zeit mit der Familie, Freizeitaktivitäten, aber auch Hobbys und Reisen verdrängen Aufgaben wie den obligatorischen Wochenendeinkauf.
Abseits von Burger und Pizza
Es gibt natürlich auch Geschäftsideen neben Burger und Pizza. Ein etwas anderes Bild bietet der Bereich E-food: Mit Mut und guten Ideen können StartUps hier noch eine Marktlücke füllen, wie die viel besprochene Neugründung von „Emmas Enkel“ aus Düsseldorf zeigt. Real startet 2019 in Stuttgart ein neues, kleines Ladenkonzept unter dem Namen „Emmas Enkel“. Ein autonomer Mini-Supermarkt mit Self-Service, mobilem Shopping und Cafè. Alles auf 45 Quadratmetern Verkaufsfläche und als automatisierter 24-Stunden-Convenience-Store. Der Laden soll eine Mischung aus Technologie und Tante-Emma-Laden darstellen. Eingekauft wird entweder über eine Shopping-App von unterwegs oder über ein Touch-Display an einem Verkaufsschalter. Und natürlich wird auch nach Hause geliefert. Eine Antwort auf Amazon to go. Sie sehen: Wer sich vorher informiert, findet immer eine Möglichkeit für einen lukrativen Markt.
Weitere Rahmenbedingungen
Existenzgründer eines Lieferdienstes müssen selbstverständlich über Basiswissen der Geschäftsführung Bescheid wissen. Dazu zählen unter anderem die Rechtsform der Firma, aber auch das Leasing oder der Kauf von Fahrzeugen (wir haben darüber berichtet). Der Gründerkredit gehört ebenso zu den wichtigsten Bestandteilen einer Firmengründung. Als Gründer müssen Sie sich gut vorbereiten. Mit einem professionellen Businessplan und einer Strategie für alle Bankgespräche. Für das Sicherheitsempfinden mag es auch hilfreich sein, wenn Sie ein wenig Eigenkapital für Ihre Firmengründung haben. So lassen sich auch mal stürmische Zeiten locker überbrücken.
Einsatz von digitalen Medien
Außerdem können Sie bei der Gründung digitale Lösungen für verschiedene Bereiche des Unternehmens mit einbeziehen. Sollten Sie sich bei der Versteuerung beispielsweise für die Fahrtenbuch Methode entscheiden, könnten Sie eine Fahrtenbuchsoftware in Erwägung ziehen. Hier gibt es zahlreiche Anwendungen oder Fahrtenbuch Apps mit unterschiedlichen Features, aus denen Sie auswählen können. Für die Unterstützung der Digitalisierung gibt es Förderungen für KMUs und Start Ups in Deutschland.
Lieferdienst gründen Kosten
Die Kosten für die Gründung eines Lieferdienstes können sich je nach Produkt unterscheiden. Bei der Lagerung der Produkte gibt es Unterschiede beispielsweise bei Lebensmitteln und Kleidung. Diese kann unterschiedlich verpackt und ausgeliefert werden. Hier muss der Lieferdienst beachten, welche Lieferketten hier benötigt werden, ob Kühlketten vorhanden sein müssen, oder welches Verpackungsmaterial notwendig ist.
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