Vimcar Connected Car Talk auf der CeBIT: “Es fehlen offene Standards.”
Das Auto vernetzt sich mit seiner Umwelt. Mit Hochdruck arbeitet die Automobilindustrie an Lösungen, die die Zukunft der Mobilität gestalten. Auf Einladung von Vimcar und dem Deutschen Startupverband fand am letzten Mittwoch im Rahmen der CeBIT ein hochrangig besetztes Panel zum Thema “Connected Car: Buzzword oder Marktchance” statt. Die Entwicklung von vernetzten Fahrzeugen schafft ein Ökosystem für junge Start Ups, die ihre Chance im Bereich Connected Car erkannt und sich bereits erfolgreich etabliert haben.
Im Zentrum der Diskussion, die von Mobility-Experte Don Dahlmann moderiert wurde, stand die Frage, an welchen Stellen der Industrie bereits Überschneidungen zu erkennen sind und wo Chancen für künftige Kooperationen liegen. Darüber sprachen in Hannover:
- Marion Köpsel, Product Manager Digital Services & Innovations, Telefónica Germany
- Graham Smethurst, Head of Networked and Automated Driving, Verband Deutscher Automobilindustrie
- Olaf Meng, Senior Product Manager & Traffic Solutions EMEA, Garmin GmbH
- Christian Siewek, Gründer und Geschäftsführer, Vimcar GmbH
Wie bei allen neuen Technologien, muss sich auch beim Connected Car zunächst zeigen, welche Bereiche die Industrie auslagern möchte. Graham Smethurst machte die Sicht der Automobilindustrie deutlich: Sicherheitsrelevante Bereiche wie die Motorsteuerung oder die sensiblen Fahrsicherheitssysteme würden immer in der Hand der Hersteller bleiben. Auch der Bereich der “Car2Car” Kommunikation sei ein Hoheitsgebiet der Industrie. Eine enge Zusammenarbeit mit Drittanbietern, die vor allem Zusatzdienste für den Fahrer eigenständig entwickeln, sei dagegen wünschenswert.
Doch leicht ist die Kooperation mit den OEMs nicht. Christian Siewek (Vimcar) erläuterte, dass die Antwortzyklen der Großindustrie seiner Erfahrung nach oft zu lang für ein schnell wachsendes Unternehmen seien. Er sei aber sicher: “Start Ups brauchen OEMs, aber genauso brauchen OEMs Start Ups, um sich weiterzuentwickeln”.
Dem stimmte Marion Köpsel von Telefónica zu. Dort habe man seit einiger Zeit eine Möglichkeit zur schnelleren und besseren Integration von Ideen junger Unternehmen geschaffen. “Unsere Plattform ist in der Weise aufgebaut, dass Start Ups sich mit Ihren Ideen einklinken können. In den Bereichen, in denen wir mit jungen Gründern zusammenarbeiten, versuchen wir selbst wie ein Start Up zu arbeiten.” Die Schnelligkeit innovativer Unternehmen mit den oft behäbigen Entscheidungsprozessen eines Konzerns zu verknüpfen sei aber eine große Herausforderung.
Genau diese Innovationskraft thematisierte auch Olaf Meng von Garmin. “Start Ups können uns dabei helfen, bekannte Wege des Denkens zu verlassen und uns nicht nur mit dem Thema Navigation beschäftigen.” Man sei so auf dem Weg, neue Ideen und Lösungen zu finden, die die Konkurrenz noch nicht hat. Er lobte dabei auch das Vimcar Fahrtenbuch und die Idee, Datenschnittstellen zu beiden Seiten hin zu öffnen. “Das Fahrtenbuch von Vimcar ist ein gutes Beispiel für die Weiterleitung der Daten in beide Richtungen.”
Graham Smethurst sah das ähnlich. “Eine bessere Kommunikation zwischen den einzelnen Parteien ist nötig. Die Fahrzeuge verschiedener Hersteller werden miteinander sprechen können. Hier werden Standards eingeführt werden.” Diese neuen Schnittstellen bestünden nicht nur aus dem Datentransfer zwischen den Unternehmen, sondern auch in der Kommunikation miteinander. Während es zwischen Herstellern und zum Beispiel dem deutschen Mittelstand regelmäßig runde Tische und andere Formen des Austauschs gäbe, exisiteren zwischen Start Ups und OEMs bisher kaum direkte Kontakte, wie auch Olaf Meng beklagte: “Es gibt keinen definierten Prozess, wie Partnerschaften mit Start Ups zusammenkommen.” Dies könne aber nicht der Weg für die Zukunft sein.
Alle Teilnehmer waren sich einig, dass die nächsten Jahre entscheidend werden. “In 5 Jahren wird es Standard sein, dass man über das Smartphone den Schlüssel teilt, wie es das heute schon teilweise gibt. Ich hoffe, dass Drittanbieter an dieser Entwicklung teilhaben können”, sagte Christian Siewek.
Am Ende der Diskussion stellen alle Panel Teilnehmer fest, dass es gleich zwei neue offene Standards geben müsse. Zum einen die Einführung eines Diskussionsforums, in dem auf verschiedenen Ebenen ein Austausch zwischen den Wünschen beider Seiten stattfinden kann. Zum anderen muss die Industrie verlässliche Standards für die Datenverarbeitung schaffen. Nur wenn Innovatoren aus anderen Industrien Zugriff auf bestimmte Datenquellen haben, können sie intelligente und nutzerfreundliche Lösungen für das Auto der Zukunft entwickeln. Werden diese Standards nicht geschaffen, besteht die Gefahr, dass der deutsche Technologiestandort auch in diesem Punkt vom Silicon Valley abgehängt wird. Man war sich aber sicher, dass die gemeinsamen Initiativen dafür sorgen werden, dass deutsche Start Ups ihre Innovationen erfolgreich mit der Industrie entwickeln werden.
Die Diskussion auf der CeBIT soll dabei nur ein Startpunkt für einen intensiveren Meinungsaustausch sein. Am 29. April wird auf Initiative von Vimcar in Berlin eine weitere Panel Runde stattfinden. Im “Basecamp” wird das Thema “Connected Car: Industrie und Start Ups” weiter vertieft, um neue Perspektiven zu schaffen. Eine Einladung zu diesem Panel können sie in den nächsten Wochen auf Facebook finden.
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